Nachdem ich meine Leser*innen im Blog einige Monate gesiezt hatte, fiel mir Blogartikel für Blogartikel mehr auf, dass ich mich damit gar nicht mehr wohlfühlte und ewig an meinen Sätzen feilte. Es wurde einfach nicht mehr rund und klang gestelzt. Das muss bei dir nicht so sein. Wenn du aber unsicher bist, welche Ansprache die richtige für deine Leser*innen ist, ob du in deinem Blog duzen oder siezen solltest, findest du hier fünf Fragen, die dir bei deiner persönlichen Lösung in puncto „Duzen oder siezen im Blog?“ helfen können. Lies hier weiter.
Inhalt:
Du, Sie, Ihr, Euch – Die richtige Ansprache im Blog finden
Die Frage, ob in einem Blog nun Siezen oder Duzen besser ist, kommt früher oder später wohl fast allen Selbstständigen, die bloggen. Sie gehört auf jeden Fall zu den meistgestellten in meinem Business.
Und die Entscheidung ist tatsächlich gar nicht so einfach. Viele Ratgeber tendieren in diese Richtung: Wähle die Form, die du auch im direkten Kundenkontakt verwendest! In meinem Fall half mir das nicht unbedingt weiter, denn ich habe sowohl Kunden, die mich bei der ersten Anfrage duzen und wir bleiben dann dabei, als auch Kunden, mit denen ich seit Jahren per Sie war. Wenn das bei dir auch so ist und du im direkten Kontakt mit deinen Kund*innen mal so und mal so kommunizierst, darfst du ein wenig tiefer graben, um deine persönliche Antwort zu finden. Folgende Möglichkeiten gibt es :
- Leser*innen im Blog duzen
- Leser*innen im Blog siezen
- Leser*innen als Gruppe mit „ihr“ oder „euch“ ansprechen
- auf eine direkte Ansprache verzichten und „man“ schreiben
Du oder Sie: 5 Entscheidungshilfen für deinen Blog
Also, Schaufeln raus und losgebuddelt, damit wir deiner Entscheidung für das Du oder Sie im Blog näherkommen. Sehen wir uns die fünf Fragen an, die du dir stellen kannst, um klarer zu sehen.
1. Welche Inhalte publizierst du wo?
Wir sprechen in diesem Artikel insbesondere über den Blog, aber oftmals ist dieser eingebettet in einen Marketingmix aus mehreren Kanälen. Um die Entscheidung fürs Duzen oder Siezen deiner Leser*innen zu treffen, lohnt sich ein Blick auf deine Kanäle.
Wo stellst du deinen Content zur Verfügung und welche Inhalte publizierst du? Vor allem persönliche Texte auf deiner Website? Vielleicht Postings auf Social Media? Fachartikel auf externen Seiten? Welche Tonalität herrscht auf dem jeweiligen Kanal vor? In meinem Fall hatte ich meine Inhalte vor allem auf Facebook, Instagram und direkt auf meiner Website im Blog veröffentlicht. Da es auf Facebook und Instagram wie auf vielen Social-Media-Kanälen sehr üblich ist, sich zu duzen, entstand anfangs immer ein Bruch in meiner Kommunikation, sobald ein Leser von Facebook oder Instagram zum Blog wechselte. Vom sehr nahbaren Du switchten wir dann wieder zurück zum Sie. Das gefiel mir mit der Zeit immer weniger, sodass bereits diese erste Frage in meinem Fall ein klares Pro-Argument für das Du im Blog war.
Ist es bei dir ähnlich und du duzt auf Facebook, Instagram und Co. in deinen Postings, siezt aber im Blog? Das ist grundsätzlich schon möglich, kann aber eben diesen besagten Bruch auslösen. Vielleicht möchtest du es lieber einheitlich gestalten?
2. Mit welcher Ansprache fühlst du dich wohler?
Ganz wichtig finde ich es auch, womit du dich wohler fühlst. Viele meiner Kund*innen, die mir die Du-oder-Sie-Frage stellen, haben eigentlich einen Favoriten. Oftmals bevorzugen sie das Du für Website und Blog, weil es ihnen damit leichter fällt, persönlich zu schreiben. Gleichzeitig wollen sie fremde Menschen nicht vergraulen oder gar unhöflich erscheinen, wenn sie gleich mit dem Du starten, obwohl man sich ja noch gar nicht kennt. Die große Sorge, das Du sei unprofessionell, liegt dann in der Luft. Tja, was soll ich sagen? Ich kenne diese Gedanken und hatte diese Sorge auch. Trotzdem fühlte ich mich ab einem bestimmten Punkt einfach nicht mehr wohl damit, meine Leser*innen zu siezen.
Es gibt aber auch die andere Seite: Selbstständige, die das Siezen schätzen und sich vom inzwischen deutlich geläufigeren „Du“ in der Kundenansprache verunsichert fühlen. Sie befürchten, dass sie duzen müssen, obwohl sie das gar nicht wollen.
Die gute Nachricht: Es gibt kein Blog-Gesetz, das eine Ansprache für alle Blogs vorgibt. Sowohl das Siezen als auch das Duzen sind vollkommen legitim. Liegt dir also eine der beiden Möglichkeiten mehr, dann ist mein Tipp, diese unbedingt zu verwenden und dich nicht zur anderen Variante zu zwingen, weil „man das halt so macht.“ Dein Blog ist dein Kanal und du musst dich mit der Ansprache und Tonalität dort wohlfühlen. Es geht darum, wie du dich am besten ausdrücken kannst, denn nur dann bist du für deine Leser*innen wirklich nahbar und sie können Vertrauen zu dir aufbauen.
3. Wer sind deine Kund*innen?
Ein Blick auf deine Kund*innen ist ebenfalls immer sinnvoll, wenn du für dich klären möchtest, ob du im Blog duzen oder siezen sollst. Arbeitest du sehr viel mit Menschen aus dem Online-Marketing zusammen, hat sich das Du schon sehr etabliert und ist längst mehr Standard als das förmlichere Sie. Möchtest du aber ein Ratgeberportal aufbauen, das sich speziell an B2B im Finanzwesen richtet, ist das Sie möglicherweise nach wie vor sinnvoll und auch völlig in Ordnung. Je besser du deine Zielgruppe kennst, umso leichter wird es dir fallen, die richtige Anrede herauszufinden. 5 Schritte, die dich deiner Zielgruppendefinition näherbringen, findest du auch hier im Blog.
4. Wie willst du wirken?
Du oder Sie – das ist auch eine Frage des Typs und der gewünschten Außenwirkung deiner Marke. Bist du als Selbstständige*r ein Mensch, der eine sehr vertrauliche und persönliche Kommunikation bevorzugt? Sind dir Werte wie Verbindung, Hilfsbereitschaft und Begleitung wichtig? Möchtest du wie ein guter Freund rüberkommen? Oder bevorzugst du es, eine professionelle Distanz zu wahren? Spielen Werte wie Traditionsbewusstsein, Seriosität und Diskretion eine große Rolle? Beides ist in Ordnung, wirkt sich aber auf deine Sprache und auch auf die passende Ansprache aus.
Wenn du in deinem Blog duzt, sorgst du von Beginn an für deine niedrigere Distanz, als es beim Siezen der Fall wäre. Beides geht, beides ist richtig, aber wie willst du mit deinem Business wirken?
5. Was steht auf deinen Grafiken?
Als ich noch Du und Sie gemixt verwendete, gab es zwischen meinen Texten und Bildern unschöne Brüche. Denn die Bilder waren für die Blogpromotion auf Social Media ausgelegt und verlinkten dann aber zum Blog, in dem ja noch gesiezt wurde. Die Folge: Siezen im Text und duzen auf der Grafik – hm, so semi-gut. Bist du also bei deinen Grafiken bereits festgelegt, kann dir das bei der Entscheidung für das Du oder Sie helfen. Wenn du dir unsicher bist, was sich für dich besser anfühlt, erstelle testweise einfach eine Grafik, auf der du duzt und eine, auf der du siezt. Welche spricht dich mehr an? Welche holt deine Leser*innen ab?
Keine direkte Ansprache im Blog als Kompromiss?
Natürlich kannst du auch komplett neutral formulieren und die direkten Formen völlig vermeiden. Das funktioniert mal besser, mal schlechter. Wenn es darum geht, anderen Menschen Tipps und Hilfen an die Hand zu geben, sind sehr neutrale Formulierungen aber schnell am Ende ihrer Möglichkeiten. Denn komplett auf die persönliche Ansprache zu verzichten, birgt die Gefahr, dass du dich im Nominalstil verlierst und keinen Draht zu deinen Leser*innen aufbauen kannst. Das wäre aber doch wirklich schade drum. Alternativ gibt es natürlich noch die Option, „ihr“ oder „euch“ einzusetzen. Es ist so ein Zwischending, spricht am Ende aber niemanden direkt an. Denn wie oft kommunizierst du über deine Website oder deinen Blog mit mehreren Personen gleichzeitig? Wie oft sitzen wir wirklich mit all unseren Freund*innen vor dem Bildschirm und lesen einen Blogpost? Auf Social Media ist diese Variante sicher ok, in der direkten 1:1-Kommunikation – und die erreichst du auf deinem Blog – scheidet die Variante für mich persönlich aus. Aber natürlich könntest du auch diese wählen und für dich ausprobieren.
Achte auf die Zwischentöne
Am Ende kannst du sowohl beim Sie als auch beim Du sehr förmlich wirken und auch bei beiden Ansprachen sehr locker. Denn letztlich macht nicht nur das einzelne Wort den Eindruck aus, sondern deine gesamte Kommunikation. Welche Adjektive und Verben nutzt du, wie sieht deine Satzstruktur aus? Wie baust du Texte auf? Schreibst du eher fachlich oder bildhaft? Und natürlich: Welche Themen wählst du für deine Blogartikel? All das fließt ineinander und entscheidet darüber, wie deine Kommunikation insgesamt wirkt.
Das ermöglicht dir übrigens auch bei der Entscheidung fürs Du trotzdem eine gewisse Distanz zu wahren, oder bei der Entscheidung fürs Sie dennoch locker und nahbar zu erscheinen. „Du oder Sie in deinem Blog?“ – Letztlich ist das eine wichtige Frage, aber eben auch nur ein Teil deiner gesamten Kommunikation.
Für eine Ansprache im Blog entscheiden
Du hast nun fünf Entscheidungshilfen bekommen, die dir hoffentlich helfen, deinen Weg zu finden. Wie du inzwischen weißt, bevorzuge ich das Du. Es ist aber genauso in Ordnung, wenn du in deinem Blog siezt. In jedem Fall rate ich dir dazu, eine durchgängige Ansprache zu wählen, also entweder überall das Du oder überall das Sie. Denn wenn Leser*innen vom Duzen auf Instagram zum Siezen auf der Website wechseln, wirkt das oftmals merkwürdig. Wenn du auf der Website siezt und im Blog, der auf der Website eingebunden ist, duzt, verwirrt das möglicherweise. Also mein Rat: Entscheide dich entweder konsequent zu duzen oder konsequent zu siezen und eine einheitliche Linie zu fahren. Aber entscheide dich immer für die Variante, die du dir passt.
Team Du oder Team Sie im Blog?
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesen fünf Fragen weiterhelfen und du bist deiner perfekten Ansprache für den Blog nun ein gutes Stück näher. Hinterlasse mir gerne auch einen Kommentar, für welche Variante du dich entschieden hast. Ich bin gespannt!