Es gibt Wörter, die kommen in immer unterschiedlicher Aufmachung daher. Richtige Paradiesvögel sind das, weil sie der eine so und der andere ganz anders schreibt. Meist hat aber nur einer recht. Der andere profitiert aber umso mehr von der folgenden Liste der 10 Never-ever-Rechtschreibfehler:
Inhalt:
- 1 Rechtschreibfehler Nr. 1: seit & seid
- 2 Rechtschreibfehler Nr. 2: wart & ward
- 3 Rechtschreibfehler Nr. 3: Herzlich Willkommen
- 4 Rechtschreibfehler Nr. 4: Gruß & Gruss
- 5 Rechtschreibfehler Nr. 5: persönlich & persöhnlich
- 6 Rechtschreibfehler Nr. 6: Akquise, Aquise, Akuise
- 7 Rechtschreibfehler Nr. 7: infolgedessen & in Folge dessen
- 8 Rechtschreibfehler Nr. 8: nichtsdestotrotz & Nichts desto Trotz
- 9 Rechtschreibfehler Nr. 9: im Voraus & im Vorraus
- 10 Rechtschreibfehler Nr. 10: dass & das
Rechtschreibfehler Nr. 1: seit & seid
Ok, Praxisexperiment: Öffne doch bitte einmal den letzten Mailverlauf, die letzten Nachrichten einer WhatsApp-Gruppe oder sieh dir ganz oldschool einen deiner zuletzt erhaltenen Briefe an. Findest du da Sätze wie die folgenden?
- Seit ihr gut angekommen?
- Seid gestern scheint die Sonne.
- Seit bitte nicht enttäuscht.
Dann darfst du dich zwar über nette Post freuen, hast aber gleich drei der bekanntesten Fehlerteufel vor dir. Seit und seid werden unglaublich oft verwechselt. Dabei gibt es eine ganz einfache Merkhilfe:
- seit mit t steht für die Zeit (auch mit t)
- seid mit d steht für das Verb sein
Hat seit also irgendetwas mit einer Zeitform zu tun, wie z.B. im Beispielsatz Nr. 2, wird es immer und ausnahmslos mit t am Ende geschrieben. Seit gestern, seit dem letzten Winter, Seit du mir davon erzählt hattest, etc.
Bezieht sich seid auf das Sein, wie im ersten und dritten Beispiel, wird es mit d geschrieben. Seid ihr gut angekommen? Ja, sind wir! Seid bitte nicht enttäuscht. Nein, sind wir auch gar nicht. Hier ist kein Zusammenhang mit der Zeit erkennbar, also sollten wir ihr auch das t nicht wegnehmen.
Rechtschreibfehler Nr. 2: wart & ward
Zugegeben, das ist nun etwas unglücklich. Vor allem, wenn du dir endlich merken konntest, dass seid mit d vom Verb sein kommt, lauert hier eine gewaltige Stolperfalle. Denn bei ward und wart ist das nicht so.
- Wart ihr gestern beim Fußballtraining?
ist korrekt und nicht „Ward ihr gestern beim Fußballtraining?“ Irgendwie schon fies, aber „wart“ ist die Vergangenheitsform – das Präteritum – des Verbs sein und wird daher mit t gebildet. „Ward“ gab es früher auch einmal, ist aber eine veraltete Form des Verbs werden. „Es ward hell“ kann man zwar noch sagen, ersetzt es heute aber meist durch die Variante „wurde.“ Mit sein hat „ward“ aber gar nichts zu tun. Von daher gilt bei allen Sätzen, die mit dem Verb sein zu tun haben, dass „wart“ die richtige Schreibweise ist:
- Wart Ihr zufrieden?
- Schön, dass ihr da wart!
- Wieso wart ihr gar nicht da?
Rechtschreibfehler Nr. 3: Herzlich Willkommen
Der Klassiker schlechthin, der dir nach wie vor (noch so ein Klassiker!) auf jeder zweiten Internetseite falsch begegnet. Denn die einzig richtige Variante ist:
- Herzlich willkommen!
Wenn du unbedingt beides groß schreiben möchtest, dann musst du aber auch von „Ein herzliches Willkommen“ oder „Wir wünschen ein herzliches Willkommen!“ sprechen. In diesen Fällen wird willkommen zum Substantiv. In nahezu allen anderen Fällen, bleibt es ein Adjektiv und daher klein. Das kannst du auch ganz einfach überprüfen. Was ist dir jemand? Er ist dir herzlich willkommen.
Rechtschreibfehler Nr. 4: Gruß & Gruss
Hier kannst du den Praxistest aus dem ersten Beispiel noch einmal durchlaufen. Wie viele Mails mit freundlichen Grüssen am Ende findest du im Posteingang? All diese mögen zwar nett gemeint sein, sind aber falsch geschrieben. Es sei denn, die Mail kam aus der Schweiz, dann passt das schon so. Überall anders im deutschen Sprachraum heißt es aber „Grüße“ oder „Gruß“. Das erkennst du ganz einfach am lang gesprochenen Vokal. Würdest du das u kurz sprechen, käme ein Doppel-S. Kuss und Küsse sind hierfür gute Beispiele. Sprichst du es aber lang: Fuß oder Gruß, steht das ß. Ganz einfach, oder? Du kannst aber auch kombinieren und beim nächsten Mal sicherheitshalber Grüße und Küsse zugleich senden.
Rechtschreibfehler Nr. 5: persönlich & persöhnlich
Mein Grundschullehrer sagte immer „Wer nämlich mit h schreibt, ist dämlich!“ So ist es auch bei persönlich. Denn das Adjektiv persönlich kommt von der Person. Hat die ein h? Siehst du, dann bekommt das Adjektiv auch keines.
Rechtschreibfehler Nr. 6: Akquise, Aquise, Akuise
Die Kundenakquise alleine kann einem ja schon so manche Schweißperle auf die Stirn treiben. Wenn wir sie dann auch noch korrekt schreiben sollen, wird es noch schweißtreibender. Denn die korrekte Schreibweise “Akquise“ sieht auf den ersten Blick irgendwie merkwürdig aus. Die Konsonantenfolge „kq“ wirkt seltsam, weil so ungewöhnlich. Tatsächlich ist sie das im Deutschen auch. „Akquise“ leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet so viel wie „erwerben“. Zunächst „acuirere“, im 16. Jahrhundert dann entlehnt „akquirieren“, wird es heute in jeglicher Variante mit k geschrieben:
- die Akquise
- der Akquisiteur
- akquirieren
Rechtschreibfehler Nr. 7: infolgedessen & in Folge dessen
Wenn du „infolgedessen“ synonym für „davon“ oder „deshalb“ verwendest, schreibst du es immer zusammen und klein. Denn dann ist es ein Adverb. Beziehst du dich im Kontext auf einen bestimmten Umstand, ist aber auch die Variante „infolge dessen“ möglich. Beispielsweise hier: „Es gab einen riesigen Stau in Würzburg. Der Stau, infolge dessen niemand rechtzeitig zur Arbeit kam, löste sich erst zwei Stunden später auf.“ Hier kannst du nicht durch „deshalb“ oder „davon“ ersetzen und schreibst dessen als Demonstrativpronomen getrennt von der Präposition infolge.
Rechtschreibfehler Nr. 8: nichtsdestotrotz & Nichts desto Trotz
Nichtsdestotrotz ist zwar ein echter Wortwurm, aber exakt so lautet die korrekte Schreibweise. Denn das Wörtchen ist eine feststehendes Konjunktionaladverb. Diese verbinden Satzteile miteinander oder setzen sie in Beziehung zueinander. Nichtsdestotrotz kann als Synonym für trotzdem verwendet werden.
- Es regnet. Trotzdem gehe ich zu Fuß.
- Es regnet. Nichtsdestotrotz gehe ich zu Fuß.
Übrigens begann dieses chaotisch anmutende Wort tatsächlich als Scherz. In der Studentensprache des 18. und 19. Jahrhunderts wurde es als scherzhafte Verschmelzung von trotzdem und nichtsdestoweniger kreiert. Es hielt sich aber so wacker, dass es schließlich den Einzug in die Schriftsprache schaffte und heute zu einem der häufigsten Rechtschreibfehler gehört.
Rechtschreibfehler Nr. 9: im Voraus & im Vorraus
„Danke im Voraus“ findet sich unter mancher Kundenanfrage oder Bewerbung – sicher auch in deinem Posteingang. Ist ja auch nett, sich für die künftigen Bemühungen des anderen zu bedanken. Wenn es dann aber zusätzlich auch noch richtig geschrieben wird: Volltreffer! „Im Voraus“ schreibst du immer mit nur einem r, denn es hat nichts mit „raus“ zu tun. Und es wird immer groß geschrieben, denn es handelt sich um ein substantiviertes Adverb. Ist mit dem „Nachhinein“ übrigens genauso.
Rechtschreibfehler Nr. 10: dass & das
Hier schlägt zwar oft die Autokorrektur gnadenlos zu, aber auch viele Schreiber selbst machen so manchen Fehler bei der Schreibweise von „das“ bzw. „dass“. Dabei ist das, was gleich klingt, keineswegs identisch. Es gibt aber einfache Merkhilfen:
Wenn du dich auf ein vorangehendes Substantiv beziehst, schreibst du „das“ mit einem s:
- Wir haben ein Kind, das dieses Jahr eingeschult wird.
- Wir stiegen in das Flugzeug, das uns nach Hause fliegen sollte.
Du kannst hier eine einfache Überprüfung durchführen. Wenn du statt „das“ auch „welches“ sagen könntest, ist es korrekt eingesetzt.
- Wir haben ein Kind, welches dieses Jahr eingeschult wird. Passt. Weiter!
Kannst du die Überprüfung nicht durchführen, steht „dass“ mit zwei s:
- Ich glaube, dass du mich jetzt verstanden hast.
- Wir müssen und darum kümmern, dass jemand das Dach repariert.
Vielleicht hat dein*e Grundschullehrer*in dir auch folgenden Satz mitgegeben. Falls nicht, kannst du ihn gerne als Merkhilfe abspeichern.
„Das ’s‘ im ‚das‘, es bleibt allein, passt ‚dieses‘, ‚jenes‘, ‚welches‘ rein.“
Konnte ich dir mit diesem Artikel weiterhelfen? Hast du vielleicht selbst tolle Merkhilfen, die du mit anderen teilen möchtest? In den Kommentaren ist Platz dafür – ich bin gespannt!
Das &-Zeichen wird nur in Verbindung mit einer Paarung zweier Eigennamen wie bei Müller & Sohn, Peek & Cloppenburg usw. verwendet. Es an Stelle des Wortes „und“ zu benutzen ist, wie hier geschehen, definitiv falsch und zeugt von „kenntnisfreiem Umgang mit einer Besonderheit der Sprache“ (Zitat Korrekturen.de)! Man sieht es leider immer öfter.
Hallo,
danke für deinen Kommentar und deinen Hinweis. Es stimmt, was du sagst, jedoch sehe ich es beim Et-Zeichen etwas differenzierter. Beispiele aus der Werbung zeigen, dass das Zeichen auch im Sinne der Übersichtlichkeit eingesetzt wird. Zahlreiche Fernsehsendungen, Zeitschriften etc. greifen auf es zurück. So ist es auch hier gedacht und soll die Zwischenüberschriften mit dem Fokus auf den thematisierten Worten übersichtlich halten. Ein ausgeschriebenes „und“ würde meiner Ansicht nach in meinem Fall hier eher verwirren.
Viele Grüße
Sonja
Hallo Sonja, ich bin begeistert wie einfach du die Stolperfallen erklärt hast. Hast du auch so eine einfache Erklärung für den Akkusativ und dem Dativ? Ich weiß nie wem ich am Ende ein m oder ein n gebe. Bei mir sind es eher Glückstreffer.
Danke für deine tolle Hilfe.
Liebe Grüße
Sinab
Hallo Sinab,
vielen Dank für deinen Kommentar und dein Lob. 🙂
Einen Artikel zur einfacheren Unterscheidung von Dativ und Akkusativ habe ich leider nicht, aber du kannst sie beispielsweise anhand der Präpositionen einfacher bestimmen. Meine Kollegin Annika Lamer bloggt über solche Themen besonders gut und hilfreich. Vielleicht hilft dir dieser Artikel bei deiner Frage weiter.
Viele Grüße
Sonja
Hallo, eine so schön klare Erklärung hätte ich gern für das Auseinander- oder Zusammenschreiben von Verben. Zusammen schreiben oder zusammenschreiben? Ich bin da seit der Rechtschreibreform immer wieder am Schwimmen und wäre sehr dankbar für kompetente Hilfe. Vielen Dank im Voraus ?
Carola
Hallo Carola,
in der Regel schreibst du Verbindungen von Verben getrennt, aber es gibt (natürlich ;-)) auch Ausnahmen. Hier wird es gut erklärt.
Viele Grüße
Sonja
Liebe Sonja,
mein Name ist Maria Pidwirna. Ich lebe in der Ukraine, in der Stadt Brody, bei Lwiw. Heute habe ich ganz zufällig deine Blogs gelesen. Alles hat mir recht gut gefallen. Sehr interessante grammatische Erklärungen. Bin dir sehr dankbar dafür.
Mit Liebe
Maria ,69 Jahre alt
Hallo Maria,
das freut mich sehr, danke dir!
Liebe Grüße in die Ukraine
Sonja
Vielen Dank für Ihre Hilfe, liebe Frau Mahr!
Es gibt immer noch Klippen für mich:
Da ist Jemand oder jemand? Klein oder groß?
Die einen und die anderen, klein oder groß?
Die beiden oder die Beiden?
Da trat Wasser zutage oder zu Tage?
Sehr gern. 🙂 Aber ja, es gibt viele Zweifelsfälle. Die Duden-Website hilft aber immer zuverlässig weiter, nennt alle erlaubten Schreibweisen und markiert die empfohlene zusätzlich. Für die Frage nach „zutage“ oder „zu Tage“ zum Beispiel hier: https://www.duden.de/rechtschreibung/zutage.
Viele Grüße
Sonja
Danke für die Tipps und Erklärungen, die meisten hier vorgestellten Fehler kommen mir durchaus bekannt vor…
Hallo Bettina,
sehr gerne. Ja, manche sind einfach echte Klassiker. 😀
Viele Grüße
Sonja