Mal ehrlich: Ich habe mich zunächst aus rein egoistischen Gründen selbstständig gemacht, ohne eine wirklich tiefgehende Vision darüber, was ich der Welt geben möchte. Warum sich mein Antrieb mit der Zeit aber änderte, warum ein Herzensbusiness erfüllend aber auch fordernd ist und was ich in der Selbstständigkeit lernte, erzähle ich dir hier.
Wie es zu diesem Artikel kam:
Lifetime-Business-Mentorin Michaela Schächner hat mich zu ihrer Blogparade eingeladen. Das Thema: „Einfach machen – Selbstständig machen – und dann kam es ganz anders als erwartet!“ Und ja, absolut, da kam so einiges anders als erwartet. Aber fangen wir vorne an.
Inhalt:
Alles begann mit einem gebrochenen Fuß
Als der Arzt auf das Röntgenbild zeigte und meinte „DAS müssen wir operieren! Doppelt gebrochen und verschoben“, war mir schlecht. OP! Gips! Nullbelastung! Und sowieso wäre doch bald meine Elternzeit zu Ende und ich zurück im Job. Das würde nun wohl doch ein wenig anders laufen und mein Job müsste ein paar Wochen länger auf mich warten.
Ich durfte in diesem Job tolle Dinge tun: Die hauseigene Zeitschrift redaktionell verantworten, die meisten der Beiträge auch selbst schreiben, Interviews mit hundertjährigen Menschen führen, Pressemitteilungen schreiben, die Website mit Inhalten füllen, Anzeigen- und Flyertexte aufsetzen, gute Mitarbeiterfortbildungen recherchieren und einplanen. Und dann gab es Dinge, die ebenso dazugehörten und nicht unbedingt meine große Leidenschaft waren: Qualitätsmanagement beispielsweise. 😉 Ich hatte tolle Kollegen, ein Einzelbüro (als Introvertierte ein Segen), eine nette Chefin, aber eben auch Begrenzungen, die ich nicht sehr sinnvoll fand. Es gab einiges an „Das machen wir schon immer so“ oder „Klingt gut, möchte der Verantwortliche xy aber nicht“, sodass ich dann doch auch ganz froh war um die Elternzeit. Die ja nun wider Willen sogar noch länger dauerte als geplant und mir plötzlich sehr viel Zeit auf der Couch einbrachte.
Ist das nicht totaler Wahnsinn?
Wie das so ist, wenn man viel Zeit hat, kommen einem Ideen. So stolperte ich nach einigen Wochen in Schonhaltung über eine Anfrage im Internet, bei der jemand Texte brauchte und machte mich – kurze Nachfrage bei der Chefin vorausgehend – tatsächlich von heute auf morgen nebenberuflich selbstständig, um den Auftrag annehmen zu können. Damit hatte ich einen Stein ins Rollen gebracht, denn in den nächsten Monaten schrieb ich nicht nur diesen einen, sondern hunderte Texte von zu Hause aus. Auch als mein Fuß wieder einsatzbereit und ich längst wieder im Job zurück war, schrieb ich nebenbei:
- abends, wenn die Kinder im Bett waren,
- zwischen Büroende und Abholzeit im Kindergarten,
- auf dem Beifahrersitz auf dem Weg zu Ausflügen am Wochenende
- und, und, und.
Gleichzeitig wurde ich im Job langsam immer unzufriedener. Es gab zeitweise so wenig zu tun, dass ich wirklich mit dem Öffnen der Bürotür die To-do-Liste für den Tag abgearbeitet hatte, aber meine Stunden eben noch nicht „voll“ waren. Und zu Hause warteten so viele Dinge, für die ein wenig mehr Zeit gut tun würde. Ich war unterfordert und überfordert zugleich und das war keine angenehme Situation. Immer öfter kamen mir Gedanken, ob ich die nebenberufliche Selbstständigkeit nicht ausbauen könnte, schließlich lief sie sehr gut. Trotzdem haderte ich:
- Kann ich einen unbefristeten Job kündigen?Dafür sollte ich doch dankbar sein!
- Ist eine Kündigung nicht verantwortungslos meiner Familie gegenüber und total egoistisch?
- Werde ich wirklich dauerhaft ausreichend Kunden haben?
- Kann ich mich überhaupt selbst vermarkten, sodass Menschen mich finden?
Das Ende kennst du, denn irgendwann hatte ich mir all diese Fragen beantwortet. So, wie es war, wollte ich nicht mehr arbeiten und kündigte schließlich nach fast zwei Jahren zweigleisig als Angestellte und nebenberuflich Selbstständige. An der Geschwindigkeit meiner Entscheidungen durfte ich noch arbeiten. 😉
Learning: Nimm dir die Zeit, die du brauchst, aber triff eine Entscheidung!
Und das alles DAFÜR?
Was ich gleich zu Beginn meiner Selbstständigkeit lernen durfte, war ganz genau hinzuhören, was meine innere Stimme zu mir sagt. Denn das Getöse und Gebrumm im Außen war dann doch manchmal sehr laut. Angefangen von Kollegen, die im Scherz und durchaus liebevoll sagten, dass ich ja dann sehr gerne wiederkommen kann, falls es nicht klappt über viele viele Fragezeichen in den Gesichtern von Freunden und Bekannten, was genau ich denn da machen würde bis hin zu meinem Berater bei der Agentur für Arbeit, der mich von oben bis unten musterte und mit einem harschen „Und davon wollen Sie leben??? und „Sie sind sich bewusst, dass Sie DAFÜR eine UNBEFRISTETE Anstellung kündigen??““ entließ, mein Glück zu versuchen. Das ging nicht spurlos an mir vorbei, denn als Sensibelchen nimmt man sich Dinge ja doch oft zu Herzen. Trotzdem wusste ich, dass es richtig war und mein nächster Schritt. Sicherheitshalber hatte ich zwischenzeitlich aber noch in eine Weiterbildung zur Werbetexterin und Konzepterin am Text-College München investiert. Falls du das Imposter-Syndrom kennst, verstehst du genau, warum. 😉
Learning: Höre auf deine innere Stimme, egal wie laut die Welt um dich herum wird!
Mit wem will ich eigentlich arbeiten?
Am 02.06.2016 war ich dann selbstständig. Ohne Anstellung, einfach nur ich und mein eigenes Business. Wie viele Selbstständige zu Beginn ihres Business habe ich dann erst einmal gemacht. Und zwar alles mögliche. Zwar dachte ich, ich sei total gut positioniert, schleppte aber doch einen mittelgroßen Bauchladen mit mir rum und bot ziemlich viel an, was man mit Worten so anstellen konnte. Das war okay, denn erst dadurch merkte ich, welche Aufträge ich mit Freude annahm und welche eher klassische Brotjobs waren. Letztere flogen dann nach und nach raus, zum Beispiel Korrektorat und Pressetexte, die ich einfach nicht gerne schrieb. Auch meine Zielgruppe kristallisierte sich dadurch, dass ich mit so vielen verschiedenen Persönlichkeiten arbeiten durfte, immer mehr heraus. Zwischen großen Unternehmen, Verlagshäusern, mittelständischen Betrieben, öffentlichen Einrichtungen, Solo-Selbstständigen und Privatleuten fand ich Auftrag für Auftrag besser heraus, mit wem ich arbeiten möchte und woran.
Learning: Trau dich, dich nach und nach klarer zu positionieren.
Warum mache ich das eigentlich?
Und dann fand mich mein Warum. Rund zwei Jahre nach dem Start in die komplette Selbstständigkeit. Und es veränderte so ziemlich alles. Damals war ich als Texterin Teil eines Marketingteams eines Kunden und ein neues Projekt stand an. Eines, das eher in Richtung möglichst schnell, möglichst laut und möglichst viel werden sollte (Marketing halt; klar, oder?) und auch wir als Teil des Teams sollten möglichst präsent sein. Das Team war eingespielt und die Atmosphäre gut, aber ich wollte das nicht. Ich wollte nicht nach vorne „geschubst“ werden und ich wollte nicht, dass es immer und immer wieder als Makel galt, wenn man eben eher zurückhaltend ist und nicht nach vorne prescht, sondern einfach gerne gute Arbeit macht und sich lieber im Hintergrund hält.
Im Team war das die perfekte Gelegenheit, uns über Sinn und Zweck verschiedener Persönlichkeitsmerkmale zu unterhalten und darüber, dass es schon ganz gut so ist, dass wir sind, wie wir sind. Und eben immer am besten sind, wenn jeder seine persönlichen Stärken einbringt. Für mich der Anfang eines Themas, das mich nicht mehr losließ.
Erfolg für leise Menschen in einer lauten Welt
Ich beschäftigte mich intensiv mit Sensibilität, Hochsensibilität und Introversion und fing an über das Leben als leiser Mensch in einer lauten Welt zu bloggen. Denn ich fand es einfach unfair, wie es in unserer Welt anscheinend ablief:
- Dass nur die mit Ellbogenmentalität und Megafon gesehen werden.
- Dass das Laute so viel übertönte, was trotz der eher leisen Töne hörenswert war.
- Dass sich leise Menschen so oft falsch fühlten.
- Und dass sie dann auch noch gesagt bekamen, dass sie halt schon dies und das MÜSSEN, wenn sie was erreichen wollen.
Dabei war mit ihnen alles richtig, nur eben anders. Und sie konnten genauso gesehen werden, aber die Herangehensweise wäre eben eine andere. (Ich hab ausführlich darüber und über meinen eigenen eher leisen Weg in die Sichtbarkeit im Interview mit meiner Kollegin Dr. Annika Lamer gesprochen.)
Kurzum: Ich verband schließlich mein inneres Bedürfnis, mehr Gleichberechtigung bei der Verteilung von Erfolg für laute und leise Menschen zu schaffen, mit meinem Knowhow rund um klare wertstiftende Kommunikation und Online-Sichtbarkeit. Nochmals ein großer Sprung für mich in meinem Business, denn es macht einen gewaltigen Unterschied, ob du gerne tust, was du tust, oder ob es dir wirklich ein tiefes Bedürfnis ist. Das hat enorm viele gute Seiten, aber es macht auch verletzlich. Und ja, lange Zeit dachte ich, dass Emotionen und Verletzlichkeit unprofessionell sind und nicht ins Business gehören, aber als sensible Selbstständige bist du eben oftmals reich an Emotionen. Das ist ein großer Schatz, den auch Kunden zu schätzen wissen, weil die Arbeit und die Ergebnisse dadurch tiefer gehen können. Aber es ist auch eine Aufgabe, denn die Themen Grenzensetzen und Selbstfürsorge erreichen damit nochmal ein anderes Level. Aber hey, hier bin ich und ich sag dir, wie es ist: Ich lache in meinem Business sehr viel. Und manchmal weine ich auch. That’s it. Weil für mich mein Business mehr ist als ein Job, nämlich ein echtes Anliegen, das mir wichtig ist. Für die Menschen, die mit mir arbeiten und für mich. Wir sind eben nicht nur Business oder nur Privat, sondern in erster Linie immer Menschen. Und die sind nun mal vielschichtig.
Learning: Ein Herzensbusiness erfüllt einfach mehr. Aber verlangt auch mehr Achtsamkeit im Umgang mit dir selbst.
Wo geht die Reise hin?
Und dann fragt Michaela in ihrer Blogparade noch, wo die Reise hingeht. Ich sehe es inzwischen wirklich so, dass die Selbstständigkeit, vor allem wenn es eine für dich selbst sinnvolle und wertstiftende Arbeit ist, die dir am Herzen liegt, immer eine Reise ist. Es gibt Stationen, an denen du dich perfekt aufgestellt fühlst, im Flow bist, dich mit deinem Business wohlfühlst und dann wieder verändert sich etwas. Weil du dich veränderst. Das ist normal und auch gut so. Dann geht es weiter, du passt Dinge an, zum Beispiel dein Angebot, und reist weiter. Das heißt nicht, dass du alle Zelte abbrichst und von vorne beginnst, sondern du gehst und entwickelst dich weiter. Manchmal ein kleines Stück, manchmal ist es ein längerer Transformationsprozess. So wie manche Reisen Direktflug sind und andere Holperpiste mit Umstiegen.
Du kannst dir Unterstützung suchen und kommst damit schneller voran (wie du mit einem Navi eben auch eher mal direkt ans Ziel kommst als auf gut Glück), du kannst es auch alleine versuchen. Es bleibt eine Reise.
Heute bin ich Sichtbarkeits- und Textmentorin für Solo-Selbstständige, die ohne Tamtam und Höher-schneller-weiter sichtbar werden möchten. Menschen,
- die Klarheit über den tatsächlichen Wert ihrer Arbeit suchen
- die diesen Wert gut vermitteln wollen
- die ihren Weg in die Sichtbarkeit suchen, ohne sich verbiegen zu müssen
- die mit den richtigen Menschen zusammenarbeiten wollen
und ich liebe das wirklich sehr!
Und trotzdem geht es natürlich immer weiter. 2020 ist ein Jahr, in dem ich (wieder 😉) mehrere Tausend Euro in meine Weiterbildung investiere. Ich habe gerade eine 12-wöchige Weiterbildung abgeschlossen und im Sommer folgt eine weitere sehr große und umfassende. Ich werde informieren, wenn es etwas Spruchreifes darüber zu sagen gibt. Aber mein Business wird dadurch nicht komplett anders, sondern eher intensiver.
Learning: Dein Business verändert sich mit dir. Und Dinge brauchen ihre Zeit.
Wo stehst du in der Selbstständigkeit?
Ich danke dir sehr fürs Lesen und dir, Michaela, für die Einladung zu dieser spannenden Blogparade! Auf dass wir viele Menschen ermutigen können, die Reise der Selbstständigkeit anzutreten und mehr und mehr zu ihrer Lieblingsreise zu machen.
Wie geht es dir gerade vor oder mitten in deiner Selbstständigkeit? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.
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