Ich wage mal eine steile These: Die Selbstständigkeit ist für viele Introvertierte die Rettung aus für sie ungesunden und untragbaren Arbeitsbedingungen und elementare Grundlage, ihre Fähigkeiten überhaupt zu zeigen. Warum die klassische Arbeitswelt Millionen Talente untergräbt, was ich an meinem introfreundlichen Business besonders liebe und warum du vor allem als Introvertierte von der Selbstständigkeit profitierst, liest du hier.
Inhalt:
Intros in der extrovertierten Arbeitswelt
Es heißt ja immer, dass jeder seine Stärken hat und die Bereitschaft, die Individualität des Einzelnen zu sehen, wächst glücklicherweise – so zumindest meine Beobachtung. Das ist schön, aber insgesamt ist die „klassische Arbeitswelt“ in Unternehmen doch noch sehr extrovertiert. Nicht nur sie: Das ganze System ist es.
Denn was wird in der Schule gefördert? Gruppenarbeit. Sich aktiv einbringen. Sich melden. Und so geht’s dann später auch weiter. Man schreibt sich eher selten eine durchdachte Mail, sondern schickt nur rasche Informationshäppchen hin und her, um sich dann in Großraumbüros und Meetings am laufenden Band im gegenseitigen Austausch voranzubringen. Arbeitgeber fördern das Miteinander (ein grundsätzlich guter Gedanke) und investieren mehr und mehr in teambildende Maßnahmen; gemeinsam Kanufahren oder einen Kochkurs belegen und so.
Alles schön und gut. Zumindest solange wir voraussetzen, dass Teamarbeit, Austausch im Gespräch und möglichst eng miteinander arbeiten – räumlich wie inhaltlich – das Beste für alle ist.
Aber Moment: Eine Lösung für alle? Ja, da haben wir das Problem! Wie können wir wirklich ernsthaft glauben, dass ein Weg für jeden geeignet ist? Wo wir doch gerade angefangen hatten, die Einzigartigkeit zu schätzen.
Die größten Wins meines introfreundlichen Business‘
Für mich war das nichts und ich kenne viele introvertierte Menschen, die sich in der klassischen Arbeitswelt mit Fokus auf Gemeinschaft, Austausch und enge Zusammenarbeit nicht so sehr wiederfinden. Nicht, weil Intros andere Menschen doof finden, sondern weil sie die Anwesenheit anderer Energie kostet und sie ihre Stärken unter diesen Bedingungen einfach nicht ausspielen können.
Doch ist die Selbstständigkeit automatisch introfreundlicher? Wohl kaum! Wenn ich an Netzwerk-Veranstaltungen, Kundenbesuche und Co. denke, sehe ich auch da den persönlichen Akku durch zu viel „Unter Menschen sein“ gen Null absinken. Das Gute aber: Als Selbstständige haben wir ja die Möglichkeit, unsere Arbeitsbedingungen selbst zu beeinflussen. Ohne dauernde Events und ganz ohne uns selbst den „Achtung, stiller Eigenbrötler“-Stempel aufzudrücken, nur weil wir gern in Ruhe am Schreibtisch vor uns hinarbeiten. 😉 Für mich ist gerade das Online-Business ein extrem großer Gewinn für mich als Intro. Oh, ich bin jeden Tag dankbar dafür, dass ich so arbeiten kann! Ich fühle mich kraftvoller und auch einflussreicher, weil ich meine Gaben unter diesen Bedingungen so viel besser nutzen und einbringen kann.
Vor allem diese Dinge sind es, die ich als Introvertierte in der Selbstständigkeit liebe:
1. Ganz große Home-Office-Liebe
Lange bevor gefühlt 80 % der Gesellschaft ins Home Office wechseln mussten, war ich schon längst da. Und ich liebe es von Tag 1 an und denke nicht im Traum daran, mich in irgendein Coworking oder eine Bürogemeinschaft zu begeben. Einsamkeit, weil man keine Kolleg*innen mehr trifft? Nope! Ich liebe mein Home Office. Es ist meine Kreativitätshöhle, mein Rückzugraum und gleichzeitig Headquarter für meinen Impact auf die Welt.
Was ist am Home Office so toll? Dass einfach niemand da ist. 😉 Ich kann kommen und gehen, wann ich will. Ich kann den ganzen Tag mit niemandem sprechen, wenn ich das nicht möchte. Ich kann lüften, wann ich will, die Tür aufmachen oder zu, ohne mich immer mit jemandem abzustimmen. Ich brauche keine Noise Cancelling Kopfhörer, weil ich einfach dafür sorge, dass es keinen Lärm um mich herum gibt. Ich höre weder Musik beim Arbeiten, noch das Getratsche der Kolleg*innen auf dem Gang. Hach, es ist einfach paradiesisch für mein Intro-Gemüt!
Falls das für dich gerade merkwürdig klingt, ist das völlig okay. Jeder Mensch ist in ganz unterschiedlichem Maß introvertiert oder extrovertiert. Kann also gut sein, dass du es auch fein findest, alleine im Büro zu sein, dir aber der Austausch mit den Kolleg*innen doch recht bald fehlt. Keine Bewertung, einfach nur Beobachtung. Falls du dich in meinen Schilderungen wiederfindest, tut es aber vielleicht ja auch gut, mal diese Seite zu hören. Wir Introvertierten sprechen „draußen“ nämlich eher selten darüber, weil wir ja nicht irgendwie seltsam rüberkommen wollen. Also ich sag es gerne nochmal: Ich liebe mein Home Office und fühle mich kein Stück einsam dort.
2. Wesentliches, statt Drumherum-Geplänkel
Die Tatsache, dass ich alles, was ich für meine Arbeit brauche, direkt vor Ort habe, gibt mir so viel Ruhe und Zufriedenheit. Ich muss nicht zu irgendwelchen Terminen vor Ort. Ich klappe einfach meinen Rechner auf und bin mittendrin. Und auch ganz schnell wieder raus, wenn die Veranstaltung vorbei ist. Mich nicht ewig erst einmal zum Event vor Ort zu begeben, unterwegs tausend Menschen zu treffen, im Foyer nervigen Smalltalk zu halten: Ich feiere das so sehr!
Ich brauche das ganze Drumherum nicht, sondern schätze es enorm, wenn die Veranstaltung einfach startet, stattfindet und endet. Das heißt jetzt nicht, dass ich mich nicht auch mal gern unterhalte. Aber eben „mal“ und nicht gezwungenermaßen und permanent.
Lasst uns dabei das Einzelgänger-Stigma doch gleich mal ad acta legen: Menschen können wundervolle Mitmenschen sein, auch wenn sie keine Lust haben, nonstop zu interagieren. Manche brauchen das mehr, andere weniger: Was daran soll falsch sein?!
3. Es gibt hier 0 Publikumsverkehr
Stell dir vor, du hast eine Schale mit 10 Äpfeln. Diese Äpfel stehen bildlich für deine Energie. Jeder Kontakt mit anderen Menschen nimmt nun einen Apfel vom Teller weg, weil introvertierte Menschen nun mal in Gesellschaft Energie verlieren und durchs Alleinsein wieder Energie tanken. Wie schnell wäre deine Energie bei Null, wenn du einen Job mit Publikumsverkehr hättest? Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, in denen ich meine damalige Kollegin am Empfang vorne vertreten habe. Mal kommt der Postbote, dann wieder ein Besucher, der eine Frage hat, dann klingelt das Telefon und da hinten formiert sich eine kleine bis mittelgroße Schlange aus Ratsuchenden, die alle zu dir ins Büro wollen. Was die einen lieben, weil es Abwechslung bringt und soziale Kontakte, ist für andere der sichere Weg zur Erschöpfung.
Wichtig dabei: Du bist nicht kompliziert oder unfähig, wenn dich der Kontakt mit Menschen Energie kostet, statt dir Energie zu bringen. Es ist ganz einfach so, wie es ist. Wenn wir aufhören, das zu bewerten, können wir jeden gemäß seiner Persönlichkeitsstruktur einsetzen und alle sind glücklich damit.
Mir schenkt es tatsächlich eine tiefe innere Ruhe, wenn ich weiß, dass hier im Büro niemand, absolut niemand einfach so vorbeikommt. Ich liebe das, dass ich mit Menschen überall auf der Welt arbeiten kann, ohne dass sie unangekündigt in meinem Büro aufschlagen. Nicht einmal unangekündigte Telefonate führe ich noch, sondern vergebe für alle Gespräche Termine. Zu wenig spontan? Nein, ein Arbeiten im Einklang mit meiner Energie.
Wenn nicht wir selbst gut für uns sorgen und unsere Bedingungen so verändern, dass sie förderlich, statt hinderlich sind, wer dann? Kein Grund, sich schuldig oder irgendwie falsch zu fühlen. Im Gegenteil: Nur, wenn du selbst kraftvoll bist, kannst du das, was du kannst, auch für deine Kund*innen nutzen.
4. Kein Zwang zu teambildenden Maßnahmen
Betriebsausflug: Ohne mich! Ehrlich, ich hab noch nie den Drang verspürt mit meinen Kolleg*innen irgendwelche Ausflüge zu machen. Und wenn ich heute von Angestellten immer mal einen kleinen Einblick davon bekomme, was sie alles an teambildenden Maßnahmen „geboten bekommen“, atme ich tief und sehr dankbar durch, weil ich nicht dabei sein muss.
Eine gemeinsame Stadtrallye mach ich lieber mit meiner Familie und meinen Freunden. Aber gehört das nicht irgendwie dazu unter Kolleg*innen? Nur solange wir uns das Märchen davon erzählen, dass wir nur gute Menschen sind, wenn wir ständig MITEINANDER sind. Ich halte mich für einen durchaus netten Menschen, ohne dass ich ständig die gemeinsame Aktivität, vor allem mit Kolleg*innen brauche.
5. Ruhe, selbst zur Kernarbeitszeit
Ich liebe meine Selbstständigkeit am allermeisten für meine zeitliche Flexibilität. Hab ich morgens um 10:00 Uhr einfach keine Lust mehr und bin schlecht drauf? Dann mach ich einfach Pause oder auch mal frühzeitig Feierabend. Kommen Motivation und Ideen abends um 22:00 Uhr vorbei? Dann kann ich ja nochmal den Rechner aufklappen und was tun.
Ich kann mitten am Tag spazieren gehen oder mich aufs Sofa setzen. Ich kann mitten am Tag schweigen, aus dem Fenster gucken, die Katzen streicheln und Ruhe finden, wann auch immer ich es will. Das ist für mich persönlich das größte Ausmaß an Freiheit.
6. Mit Schreiben die Welt verändern
Dieser Job, den ich mit kreiert habe, ist nicht nur eine Wohltat, sondern so viel mehr. Ich kann mit dem Schreiben mein Geld verdienen, aber ich kann durchs Schreiben auch Einfluss auf die Welt nehmen. Mit jedem Blogartikel, den ich veröffentliche, jeder E-Mail, die ich schreibe, jedem Mentoring, das ich gebe, verändere ich etwas. Ich erreiche mindestens einen, manchmal auch tausende Menschen mit dem, was ich in meine Worte lege. Dabei ist es vollkommen egal, ob mein Büro in einer Metropole oder auf dem Bauernhof ist: Worte transportieren meine Message von egal wo nach überall hin. Wie fantastisch ist das???
Von hier aus ohne das ganze kraftraubende Drumherum passiert so viel:
- Menschen finden mit mir gemeinsam mehr Klarheit darüber, wer sie sind, was sie ausmacht und wie sie das in ihrem Business kommunizieren können.
- Hier entstehen Website- und Marketingtexte, die der Grundstein für tolle Zusammenarbeiten meiner Kund*innen mit ihren Kund*innen sind.
- Hier entstehen Träume und der Glaube an neue Möglichkeiten für Menschen, die vorher auch mal dachten, dass sie bei all dem Lärm da draußen doch eh nicht gesehen werden. Oh doch, das wirst du, wenn du aufhörst dich in ein System anzupassen, das dir Kraft raubt, statt zu geben. Und stattdessen beginnst deine Gaben und Talente in Worte und schließlich in die Welt zu bringen.
Mit jedem Wort, das ich herausgebe, setze ich einen Samen in ein Feld der Möglichkeiten. Und wer gerade hören oder lesen soll, was ich sage, kommt vorbei und nimmt etwas für sich mit. Mal eine Idee, mal ein Gefühl der Ruhe, mal Energie ein Projekt nun endlich voranzutreiben, mal ein Stückchen mehr Glauben in sich selbst, mal einen Impuls, etwas zu veröffentlichen. Vielleicht passiert das ja gerade auch bei dir durch diesen Blogartikel. Wer weiß?!
7. Eine neue Definition von Marketing
Das Allerbeste: Diese neue Art von Marketing ist nicht nur für mich möglich. Sondern dadurch, dass ich sie heraustrage und zeige, auch für andere. Für dich, wenn du das möchtest. Ich dachte so lange, dass ich mich in Marketingabteilungen anpassen muss. Ein bisschen mehr aus mir rausgehen, auch mal nach vorne preschen, auch mal lauter sein. Nur so fällt man auf und wird bemerkt (Merkst du was? Wieder dieser Kerngedanke von EINEM einzigen möglichen Weg für ALLE).
Aber weißt du was? Nicht der Marketing-Kanal ist entscheidend, sondern letztlich das, WAS wir über diesen Kanal transportieren. Nicht die Lautstärke, sondern die inhaltliche Stärke deiner Message.
Nochmal: Jedes deiner Worte, das du formulierst und in die Welt gibst, erreicht andere Menschen. Du musst es nicht zwangsläufig aussprechen. Die Kamera muss nicht zwangsläufig währenddessen laufen. Du kannst es auch schreiben und mit deinem geschriebenen Wort exzellentes Marketing betreiben.
Marketing, das bei den Menschen ankommt und ihnen das Gefühl gibt, bei dir goldrichtig zu sein. Dafür braucht es weniger Drumherum und Special Effects, als du vielleicht gerade glaubst. Es braucht die richtigen Worte an die richten Menschen gerichtet und Inhalte, die trotz all des Lärms nebendran echte Resonanz auslösen.
Ein neues Maß an Selbstbestimmtheit
Für mich bedeutet mein eigenes Business in erster Linie Freiheit. Erst durch diese Freiheit, durch die nötige Ruhe und für mich (!) förderliche Bedingungen, kann ich mein Bestes geben und anderen damit helfen. In meinen Augen ist es nicht nur schade, sondern eine enorme Verschwendung an Talenten und Möglichkeiten, wann immer die Rahmenbedingungen die eigentliche Exzellenz einer Person im Keim ersticken.
Sprengen wir diesen Rahmen, um mehr Einfluss zu haben! Machen wir ein Marketing, das unsere Arbeit zeigt, ohne uns zu erschöpfen.
Wo fühlst du dich durch die Bedingungen begrenzt? Was möchtest du jetzt loslassen?