Wir wissen es ja alle: Wachstum geschieht außerhalb unserer Komfortzone. Trotzdem bin ich dafür, diese langsam zu weiten statt ad hoc zu sprengen. Was ich damit meine, warum du trotzdem manchmal springen darfst und warum ich genau das gerade tue, erzähle ich dir hier.
Inhalt:
Langsam wachsen statt sich selbst zu überholen
Ich liebe ja Rilkes Vers „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen“ aus seinem gleichnamigen Gedicht, weil es für mich so gut zu meinen Erfahrungen in der Selbstständigkeit passt. Ich führe mein Business ebenfalls in wachsenden Ringen. Was bedeutet das? Dass ich Schritt für Schritt daran arbeite, weiterzukommen, mein Business auf ein stabiles Fundament zu stellen und gesund wachsen zu lassen. Wie beim Baum, geschieht dieses Wachstum langsam – und das ganz bewusst. Denn ich bin kein Fan davon, sich permanent selbst zu überholen und beim eigenen Tempo nicht mehr mithalten zu können. Wachstum darf langsam geschehen und sich Schritt für Schritt und Ring für Ring vollziehen.
Selbstständigkeit braucht Mut
Natürlich sieht die eine Seite der Medaille eines noch größeren und im besten Fall auch umsatzstärkeren Unternehmens als wir es jetzt gerade haben seeeehr attraktiv aus: mehr Menschen unterstützen können, mehr Umsatz machen, mehr Einfluss haben und all das… Doch ein größeres Business hat wie alles auch eine zweite Seite der Medaille: mehr Verantwortung, mehr Investitionen, mehr Ausgaben, mehr Mut. Gerade letzteren kann man meiner Meinung nach nicht erzwingen, sondern nur hegen und pflegen und so Woche um Woche beobachten, wie aus dem kleinen Samenkorn irgendwann ein stattlicher Baum wird. Genauso wie auch Ring um Ring eines Stammes wächst. Mut ist nicht einfach da, sondern entsteht, wenn wir uns dazu entscheiden, loszulegen. Manche können das früher, anderen hadern länger mit sich. Ich bin eine der anderen. Manchmal finde ich das blöd und dann auch wieder gut, weil ich weiß, dass genau diese Geschwindigkeit mir guttut. Und entscheidend ist am Ende nicht, dass du jahrelang mit dem durchgedrückten Gaspedal losbretterst, sondern dass du überhaupt gehst.
Komfortzone dehnen statt sprengen
Es fühlt sich für mich so viel besser an, wenn ich meine Komfortzone aus einer eigenen sicheren Entscheidung heraus dehne und weite. Wenn ich sie nicht sprenge, weil mir ein Businesscoach gleich an Tag 1 meiner Selbstständigkeit sagt, was ich alles tun muss, um am Markt gesehen zu werden. Ich halte nichts vom Müssen, sondern viel vom Dürfen und habe deshalb für mich beschlossen, eine ganze Zeit lang erst einmal völlig aus dem Hintergrund heraus zu wachsen. Mithilfe von Content Marketing habe ich, um bei dem Bild zu bleiben, den Boden geebnet und den Samen gegossen und beim Wachsen zusehen dürfen. Mithilfe meiner leisen Marketingstrategien durfte mein Business-Baum in seinem eigenen Tempo größer werden. Natürlich habe auch ich auf dem Weg meine Komfortzone geweitet und Dinge ausprobiert, die von mir Mut verlangten. Ganz ohne Mut geht es nicht. Je nachdem, wo du stehst, klingen diese Schritte für dich klein oder groß. Für mich waren sie an diesem Punkt immer wieder Sprünge aus meiner Komfortzone heraus:
- mein erstes Kundentelefonat
- mein erstes Angebot
- mein erstes Online-Mentoring
- mein erster Blogartikel
- mein erster Facebook-Post auf meiner Business-Seite
- mein erster Gastartikel
- mein erstes Netzwerktreffen
- meine erste Instagram-Story
- mein erstes Interview
- mein erstes Facebook-Live
- mein erster Onlinekurs
- meine ersten Live-Videos
- meine ersten Auftritte als Speakerin
Wäre ich nicht Stufe für Stufe vorgegangen, sondern hätte gleich Schritt sechs oder sieben nehmen wollen, wäre ich als sensible Unternehmerin komplett überfordert gewesen. Dadurch, dass jede kleine Stufe meine Komfortzone ein wenig weiter gemacht hat, war jede weitere Stufe für mich gut und richtig. War ich trotzdem aufgeregt? Aber hallo! Aber eben auch zuversichtlich, dass ich den nächsten kleinen Schritt auch noch schaffen kann.
Businesstyp Bambus oder Eiche
Wir sind alle unterschiedlich und jeder tanzt in seinem eigenen Rhythmus und nach seinem eigenen Takt. Nicht jeder möchte in die Höhe schießen und von Null auf Hundert gehen. Manche wollen genau das und genießen es sehr. Ich bin im Business eher Typ Eiche als Typ Bambus und wachse langsam aber stetig. Und ich möchte dich, falls du ebenfalls eher eine Business-Eiche bist, ermutigen, dich nicht zu sehr mit den Bambus-Unternehmer*innen zu vergleichen. Beide haben ihre Daseinsberechtigung, nur wachsen sie eben ganz unterschiedlich. Sich mit der Geschwindigkeit anderer zu vergleichen, entmutigte mich oftmals sehr, bis ich meine eigene leise Art und Weise zu wachsen und sichtbar zu werden zu schätzen gelernt habe. Wenn du gerade damit haderst und dich fragst, ob aus deinem Eichensamen jemals ein großer Baum wird, möchte ich dir vier Dinge mit auf den Weg geben:
Kleine Schritte machen große Erfolge
Wenn du noch am Anfang stehst, gerade erst gründest oder mit dem Gedanken an eine Selbstständigkeit spielst, mach dir eines klar: Wachstum bedeutet Arbeit. Arbeit in Form von vielen vielen kleinen Schritten. Ein Weg, der gerade Gründer*innen unendlich lang vorkommen kann. Mein Tipp deshalb: Teile den Weg in kleine Wegabschnitte. Setze dir Etappen, die herausfordernd, aber machbar sind. Möchtest du zum Beispiel komplett neu beginnen, setze dir das Ziel die ersten fünf zahlenden Kund*innen zu gewinnen. Möchtest du anfangen zu bloggen, um deine Expertise online zu zeigen? Nimm dir erst einmal zehn Blogposts im nächsten halben Jahr vor statt gleich 30. Setze dir ein Ziel nach dem anderen und nicht alle auf einmal.
Fokussiere dich auf dein Thema
Diesen Tipp würde ich am liebsten gleich jedem Gründenden mitgeben, weil er mir rückblickend so viel Mehraufwand erspart hätte. Lege dich am Anfang auf dein Thema fest. Versuche dabei nicht zu viele Randbereiche mit einzubeziehen, sondern werde lieber für eine Sache sichtbar als für fünf verschiedene gerade so wahrnehmbar. In unserer Metapher: Gieße eine einzige Eiche (und zwar fortlaufend dieselbe), statt einen ganzen Wald heranzuzüchten. Warum? Weil dir jedes neue Thema mehr Arbeit macht und Zeit, Geld und Energie kostet. Mehr Sichtbarkeit bringt es dir aber nicht, denn 20 Mini-Eichen werden immer noch deutlich schlechter gesehen als eine große Eiche. Und klar: Es gibt auch Bereiche zwischen Mini-Nische und Bauchladen: du entscheidest, wo dein Platz ist.
Gönn dir Pausen
Dein Business wächst und gedeiht nur dann gut, wenn es auch dir als Person dahinter gut geht. Gönn dir deshalb regelmäßig Pausen und gestehe dir nach einem Sprung auf die nächste Stufe auch einmal zu, dass du dich eine Weile auf einem Plateau bewegen darfst, bis eben die nächste Stufe kommt und du bereit bist, sie zu nehmen. Ich habe regelmäßig Tage, an denen ich das Handtuch schmeißen und mich lieber mit einer Kakteenzucht selbstständig machen möchte. Diese Tage gehören dazu und sind völlig normal, nur spricht kaum jemand darüber. Wenn du permanent springst und nie durchatmest, überforderst du dich letztlich selbst, also gönn es dir, durchzuatmen.
Etappenziele feiern
Auch wenn gefühlt immer unzählige Menschen weiter sind als wir selbst, sollten wir nur unseren eigenen Weg und unsere eigene Entwicklung als Maßstab nehmen. Sieh dir also nicht an, wie sehr der Bambus nebenan in die Höhe geschossen ist, sondern, wie viel größer dein Baum seit dem letzten Monat oder Jahr geworden ist. Und dann feiere dich dafür, dass du dich so gut um dein Unternehmen kümmerst, sodass es wächst und gedeiht.
Such dir Unterstützung
Ich dachte ja sehr lange, dass ich alles alleine schaffen muss. Auch, weil ich mich in den viel zu großen Schuhen, die mir Coaches und Businessmentor*innen zeigten, einfach selbst nicht sah. Kaum jemand erzählte vom nächsten und dem übernächsten Schritt, sondern immer nur vom 100. Aber es gibt auch Anbieter*innen, die dir einen roten Faden an die Hand geben und dir zeigen, was für dich in deiner Situation der nächste Schritt ist. So jemanden zu haben kürzt so viel ab und erleichtert das Weiterkommen so sehr. Gerade wegen dieser Erfahrungen bemühe ich mich selbst immer um eine motivierende, aber auch realistische Kommunikation. Ja, wir können deine Sichtbarkeit und Kommunikation definitiv weiterbringen, aber wahrscheinlich macht dich das nicht gleich morgen zur Millionärin. Es lohnt sich dennoch sehr!
Tausch dich mit anderen Selbstständigen aus
Auch den Austausch in einer Mastermind-Gruppe habe ich erst recht spät für mich entdeckt und würde ihn dir rückblickend von Tag 1 an empfehlen. Wichtig: Tausche dich mit Leuten aus, die auf einer ähnlichen Stufe stehen, damit ihr euch bestmöglich unterstützen könnt. Mastermind-Gruppen werden als bezahlte Programme angeboten, du kannst aber auch eine kostenlose Gemeinschaft mit einigen anderen Business-Kolleginnen gründen. Auch wenn das eine kleine Gruppe ist, wird dir der Austausch und der gegenseitige Support helfen – da bin ich mir sehr sicher.
Auch hier: Du bestimmt das Maß! Ich habe lieber wenige und kleinere Gruppen, als jedes angebotene Austausch-Angebot anzunehmen. Derer habe ich im Lauf der Jahre tatsächlich sehr viele bekommen und auch wenn sicher jeder Gesprächspartner eine Bereicherung wäre, ist es in Summe zu viel, sodass ich die meisten Anfragen leider dankend ablehne. Andere Menschen wiederum lieben es, in acht Mastermind-Gruppen gleichzeitig zu sein. Wähle, was zu dir passt!
Rechne mit Gegenwind
Diesen Punkt empfinde ich als sehr schwierig, weil ich gerne mit jedem Menschen freundlich und wertschätzend umgehe. Und Angebote, die mich nicht interessiere, eben einfach nicht nutze. Aber nicht jeder ist so, sondern manche Menschen werden dir auch ihren Unmut kundtun. Sie werden etwas negativ kommentieren oder deine Vorgehensweise hinterfragen. Gegenwind kommt immer auf, sobald du klar positioniert bist und sichtbar wirst. Gerade sensiblen Unternehmer*innen verlangt das viel ab, denn nicht jeder wurde mit einem dicken Fell geboren. Auch hier lohnt sich für mich das langsame Wachstum, weil ich so Schritt für Schritt nicht nur mit den positiven, sondern eben auch mit den negativen Seiten der Sichtbarkeit umzugehen lerne. Und, um das einzuordnen: In Summe überwiegen die positiven Rückmeldungen glücklicherweise sehr stark.
Ohne etwas zu wagen, geht es nicht
Auch wenn du dich dafür entscheidest, Schritt für Schritt zu gehen, wird es immer wieder Stellen geben, an denen du einen kleinen oder größeren Sprung machen darfst. An denen du etwas wagst, auch wenn du es noch nicht vollends absehen kannst. Der entscheidende Unterschied liegt für mich hier im Dürfen und eben nicht im Müssen. Ich stand schon an vielen Stellen, an denen mir viel unklar war und ich am liebsten eine Erfolgsgarantie gehabt hätte. Die Realität ist aber, dass wir vieles erst hinterher wissen und durchs Tun immer lernen. Deshalb lohnt es sich, auch wenn du nicht die größte Risikoaffinität auf Erden hast, zumindest ab und an auch etwas zu wagen. Nur Mut!
Dein Business-Tempo finden und schätzen
Wenn du das liest und dir denkst, dass das alles für dich nicht möglich ist, sei dir gewiss: Du kannst viel erreichen, auch Dinge, die dir noch absurd vorkommen. Und du darfst alles in der Geschwindigkeit tun, die dir guttut. Schritte mit positiver Aufregung setzen und dir die Zeit gönnen, die du brauchst. Und wenn es soweit ist, darfst und kannst du auf die nächste Stufe springen.
Was war dein letzter oder wird dein nächster Sprung oder Schritt? Schreib es mir gerne in die Kommentare!
Dein Text spricht mir aus der Seele. Ich halte von dehnen auch mehr als von sprengen… 😀 Ich freue mich sehr auf Text-Juwel!
Bis dann!
Liebe Grüße, Ilka
Lieben Dank für deinen Kommentar, Ilka!
Ich freu mich auch schon sehr auf den Kurs und unsere gemeinsame Reise zu empathischen Texten. 🙂
Viele Grüße
Sonja