Wenn du selbstständig bist oder ein Unternehmen hast, brauchst du eine Kernaussage, mit der du dein Business nach außen hin zeigst. Dabei gibt es vor allem drei Möglichkeiten, die die meisten Selbstständigen nutzen. Warum du höchstwahrscheinlich die erste kennst, ich aber die dritte empfehle, liest du in diesem Artikel.
Inhalt:
Wofür steht dein Business?
Am Anfang steht das klassische Marketing-Prozedere. Du stellst dir Fragen wie:
- Was biete ich eigentlich konkret an?
- Wer gehört zu meiner Zielgruppe?
- Wie erreiche ich meine Zielgruppe?
Wenn überhaupt. 😉 Wie intensiv du dir diese Fragen zu Beginn der Selbstständigkeit oder nach einer Neupositionierung beantwortest, entscheidest du. Viele Selbstständige starten auch erst einmal auf gut Glück und schauen dann weiter. Alles in Ordnung, kann man so machen. Nicht jeder hat gleich zu Beginn einen glasklaren Elevator Pitch; manche haben auch erst einmal eine grobe Tätigkeitsangabe, mit der sie loslegen.
Die drei häufigsten Markenaussagen
Was aber passiert, wenn du dir keine großen Gedanken über dich und deine Markenpositionierung machst, ist Folgendes: Du stehst mit der ersten der drei Markenaussagen ziemlich breit aufgestellt da und bekommst vielleicht nicht die Reaktion, die du dir erhoffst. Aber sehen wir uns die Aussagen mal genauer an. Übrigens habe ich selbst alle drei zeitweise genutzt.
Markenaussage Nr. 1: Die „Bauchladen-Message“
Nehmen wir mal mich als Beispiel. 😉 Zeitweise hatte ich meinem Business lediglich die Überschrift „Texterin“ gegeben. Zwar klang irgendwo immer der Zusatz „Online“ mit, aber so wirklich konsequent hab ich mich selbst nicht daran gehalten. Wenn ein Kunde kam und eine Pressemitteilung für die Zeitung wollte, hab ich das halt auch gemacht. Wenn jemand Texte für seine Website wollte sowieso. Und wenn jemand sich wünschte, seine Bewerbung zu optimieren, auch. War ja alles irgendwie Text und ich schließlich Texterin.
Nun bin ich nicht außergewöhnlich wankelmütig, sondern hatte einen Glaubenssatz, den ganz ganz viele Selbstständige haben. Ich dachte, dass in erster Linie der Kunde darüber entscheidet, was er braucht und ich als gute Dienstleisterin ihn natürlich in allem bestmöglich unterstütze. Viel hilft ja viel und eine Kundin hat im Laufe der Zeit ja völlig unterschiedliche Anliegen. Wie kompliziert wäre es, wenn ich dann A mache, ihr bei B aber nicht weiterhelfe? Nein, so ein bisschen Flexibilität muss schon sein, oder?!
Damals hatte ich eine Bauchladen-Message, die wohl häufigste Form der Markenaussage.
Beispiele für Bauchladen-Markenaussagen:
Solche Markenaussagen klingen dann ungefähr so:
„Ich bin Texterin und helfe meinen Kund*innen Texte jeglicher Art zu verbessern.“
oder
„Ich bin Life Coach und unterstütze meine Kund*innen bei allen Herausforderungen im Leben.“
Pro und Contra Bauchladen-Message
Diese Art der Markenkommunikation hat Vorteile, sonst würde sie wohl niemand wählen. Sie:
- Ist einfach umsetzbar
- Eignet sich für einen schnellen Start
- Erspart dir intensive Positionierungsarbeit
- Ist bequem und komfortzonen-like
- Lässt dir alle Wege offen
- Zieht grundsätzlich erst einmal jeden als potenziellen Kunden an
Doch leider hat sie auch ganz gravierende Nachteile. Sie:
- Spricht zwar alle an, erreicht aber dadurch fast niemanden
- Geht inmitten der zahlreichen Mitbewerber völlig unter
- Macht dir enorm viel Arbeit durch sehr unterschiedliche Anfragen
- Sorgt dafür, dass du falsche Kund*innen anziehst
- Hält deine Preise auf niedrigem bis maximal mittlerem Niveau
- Erweckt den Eindruck, dein Angebot sei austauschbar
- Erschwert dir die Themensuche und Contenterstellung
- Überfordert dich, weil du viele Bälle gleichzeitig in der Luft hältst
- Verlangt von Interessent*innen, deine tatsächliche Leistung zu erfragen
Eine Bauchladen-Markenaussage ist zu Beginn der Selbstständigkeit normal. Im Laufe der Zeit solltest du dir aber gönnen, konkreter zu werden und eine klarere Positionierung zu finden. Nicht nur, damit die Interessent*innen dich besser verstehen, sondern damit du auch dich selbst nicht überforderst. Denn wenn jede Anfrage komplett anders aussieht als die vorherige, macht das unglaublich viel Arbeit für verhältnismäßig wenig Umsatz. Jedes Angebot wird individuell zusammengestellt, jedes Thema wird von A bis Z aufgerollt…
Markenaussage Nr. 2: Die „Nummer-sicher-Aussage“
Spätestens dann, wenn du unverhältnismäßig viel Zeit damit verbringst, Angebote zu schreiben und dich auf immer wieder neue Wünsche der potenziellen Kund*innen einzustellen, denkst du vermutlich darüber nach, anders zu kommunizieren. Du fragst dich, was die Kund*innen hören wollen, was denn am häufigsten gewünscht wird und wo deine Expertise und dein Bedarf gut zusammenpassen. Nicht immer ist das dann das, was du auch wirklich anbieten möchtest. Weil aber ja ein Business eben Business und kein Wünsch-dir-was ist (Glaubenssatz olé ;-)) ist, legst du dich fest. Du definierst einen klaren Schwerpunkt deiner Arbeit, eine begrenzte Zielgruppe und/oder eine thematische Nische und gehst damit raus. Schließlich ist das, was der Markt braucht, der einzig sinnvolle Weg, oder? Nummer Sicher eben!
Beispiele für Nummer-sicher-Markenaussagen
Die Nummer-sicher-Markenaussagen klingen beispielsweise so:
„Ich bin Texterin für Pflegethemen und helfe Pflegeeinrichtungen dabei, ihre Leistungen online verständlich darzustellen, damit Pflegebedürftige und deren Angehörige gut informiert sind.“
oder
„Ich bin Life Coach für Beziehungskrisen und zeige zerstrittenen Paaren, wie sie einen Weg finden, ihre Beziehung zu retten und zurück zu einem liebe- und respektvollen Miteinander kommen.“
Pro und Contra Nummer-sicher-Message
An dieser Markenaussage ist erst einmal gar nichts falsch. Sie hat sehr viele Vorteile, denn sie:
- Hebt deine Marke und dein Angebot aus der Masse hervor
- Stärkt deinen Expertenstatus
- Zieht eine ganz bestimmte, klar definierte Zielgruppe an
- Spart dir Arbeit und Zeit durch wiederkehrende ähnliche Anfragen
- Ermöglicht dir höhere Preise
- Verhindert, dass deine Leistung austauschbar erscheint
- Erleichtert dir die Themensuche und Contenterstellung
Trotzdem hat auch sie – wenn auch nicht immer für jeden Selbstständigen – Nachteile. Möglicherweise (muss nicht sein!):
- Zieht sie Menschen an, mit denen du nicht gerne arbeitest
- Begrenzt sie dich in der Themenauswahl zu sehr
- Positionierst du dich als Expertin für ein Thema, das du gar nicht besonders magst
- Sorgt sie dafür, dass du dich langweilst, weil du immer wieder dasselbe machst
- Nimmt sie dir den Elan, neue Angebote zu erschaffen
- Sorgt sie dafür, dass du den Sinn deines Business‘ anzweifelst
- Verlierst du die Freude an deiner Arbeit
All diese Nachteile müssen nicht auftreten. Wenn du den einen oder anderen aber bemerkst, musst du nicht an dir zweifeln, sondern darfst deine Positionierung hinterfragen. Denn es gibt viele mögliche Positionierungen, die rein fachlich zu dir passen und rein wirtschaftlich gut funktionieren können. Trotzdem sind sie auf lange Sicht nicht die richtigen, wenn sie vom Herzen her einfach nicht seine sind.
Markenaussage Nr 3: Die „authentische Markenbotschaft“
Wenn du in deinem Business feststellst, dass du einfach nicht mehr so richtig zufrieden bist, dir der Sinn fehlt, oder dich deine Kund*innen oder dein eigenes Thema immer öfter nerven, empfehle ich dir wirklich aus Überzeugung und eigener Erfahrung genau hinzuhören. Natürlich ist Business, Business und kein Wünsch-dir-was, sondern es braucht Kund*innen die das, was du anbietest, auch brauchen und wollen. Trotzdem gibt es sehr viele Möglichkeiten, dein Business mehr zu deinem zu machen.
Beispiele für authentische Markenbotschaften
Grundsätzlich klingen diese Markenaussagen ähnlich wie die vorherigen, WENN denn das Thema passt und dir Freude macht. Wenn du also die Texterin für Pflegethemen oder der Life Coach für Paare in der Krise und damit happy und erfolgreich bist, musst du nichts ändern. Wenn dem aber nicht so ist, solltest du tiefer blicken und dich fragen, wofür du denn wirklich stehen möchtest. Möglicherweise entstehen dann ganz andere Aussagen, oder deine aktuelle bekommt einen anderen Schwerpunkt.
Zum Beispiel:
Fokusverschiebung auf die Empathie für die Betroffenen, statt auf die Unterstützung der Einrichtungen:
„Ich bin Pflege-Texterin und sorge dafür, dass Pflegebedürftige die Angst vor dem Thema Pflege verlieren, indem ich verständliche und empathische Texte für Pflegeeinrichtungen schreibe, die ihren Kunden wertschätzend begegnen möchten.“
oder
Themenwechsel hin zu Trennungsbegleitung. Auf den ersten Blick ein Tabu, auf den zweiten sicher für viele Menschen deutlich ansprechender und ggf. ja vielmehr deine Überzeugung.
„Ich bin Life Coach für Ehepaare und unterstütze diese dabei, einen respektvollen Weg zur Trennung zu finden, statt weiterhin an frustrierenden Versuchen der Beziehungsrettung zu verzweifeln.“
Pro und Contra der authentischen Markenbotschaft
Die authentische Markenbotschaft:
- Hebt deine Marke aus der Masse hervor
- Stärkt deine Authentizität und macht dich glaubwürdiger
- Stärkt deinen Expertenstatus
- Zieht die Menschen an, mit denen du arbeiten möchtest
- Erleichtert dir die Arbeit aufgrund ähnlicher Anfragen
- Erleichtert dir die Themensuche und Contenterstellung
- Sorgt dafür, dass du Freude im Business hast
- Ermöglicht dir höhere Preise
Doch so schön das auch klingt, gibt es auch hier Nachteile, oder zumindest Herausforderungen. Authentische Markenbotschaften:
- erfordern Mut sie wirklich im Businesskontext auszusprechen
- machen verletzbar, weil fachliche und emotionale Themen vermischt werden
- verlangen von dir neue Wege zu gehen und eigene Methoden zu entwickeln
- brauchen eine intensive Positionierungsarbeit und Beschäftigung mit deiner Persönlichkeit
Diese vier Punkte sind der Grund, warum viele bei der Nummer-sicher-Aussage bleiben. Gerade sensible Menschen tun sich oft schwer damit, nicht nur eine Aussage zu treffen, die sich businesslike anhört und fundiert ist, sondern auch ihre wahren Überzeugungen beinhaltet. Die Krux dabei: Gerade sensible Menschen suchen oft eine sinnerfüllte Arbeit und wünschen sich Freude und Erfüllung in ihrer Selbstständigkeit. Genau die bekommst du, wenn du dich aufmachst, um deine wahre Markenbotschaft zu finden und zu kommunizieren. Die Ängste dabei sind normal und werden weniger, wenn du die ersten Kund*innen erreichst, mit denen du wirklich von Herzen gerne arbeiten möchtest.
Hast du deine Kernaussage schon gefunden?