Paula Härtel ist Expertin für Social-Media-Marketing und unterstützt Selbstständige beim organischen Wachstum auf Social Media. Im Interview verrät sie, wie sie ihren persönlichen Wert der Nachhaltigkeit mit Social-Media-Marketing vereint, was sie Selbstständigen empfiehlt, um sich von Instagram & Co. nicht überfordert zu fühlen und ob und wie sich Blog und Social Media gut ergänzen können.
Liebe Paula,
warum sollten Selbstständige Social Media für ihr Business nutzen? Was sind aus deiner Sicht die größten Vorteile?
Der für mich größte Vorteil ist, dass man Instagram sehr individuell nutzen kann. Du kannst die Plattform so ausschmücken, wie es zu dir passt und sich für dich gut anfühlt. Und dadurch gleichzeitig einfach mit anderen Menschen aus deinem Businessumfeld in Kontakt bleiben.
Meiner Meinung nach sollten Selbstständige Social Media nutzen, um Kontakte zu erhalten und potentiellen neuen Kunden einen kleinen Einblick zu geben, wer man überhaupt ist. Meiner Meinung nach kann Instagram das um einiges besser als andere Plattformen. Vor allem durch das Story-Format. So können Menschen deine Beiträge und sogar dein ganzes Profil auch einfach weiterleiten, wenn sie jemanden kennen, der oder die Interesse an dem hat, was du anbietest.
Viele befürchten, dass sie sich mit Social-Media-Marketing in ein Content-Hamsterrad begeben und pausenlos neue Inhalte erstellen müssen. Ist das wirklich so? Gibt es ein Minimum an Content, das aus deiner Sicht nötig ist, um auf Social Media sichtbar zu werden? Oder ist es tatsächlich wichtig täglich präsent zu sein?
Ein Minimum so direkt gibt es meiner Meinung nach nicht – aber eine gewisse Regelmäßigkeit sollte schon dabei sein. Die genaue Anzahl ist dann sehr abhängig davon, wie sich dein Instagrammarketing in dein restliches Marketing integriert. Ein paar Mal im Monat sollte man sich als absolutes Minimum zeigen, wenn Instagram keine große Rolle in der Marketingstrategie spielt. Mein persönliches Ziel ist es, zumindest die Stories 5 Tage die Woche zu bespielen. Das klappt aber auch nicht immer, und das ist ok.
Aber so oder so muss man nicht dauernd neue Inhalte erstellen. Man kann Blogposts toll zu mehreren Instagramposts verarbeiten. Auch aus Newslettern oder Landingpages habe ich schon Instagramposts gemacht. Und auch ganz alten Posts kann man noch mal einen neuen Schliff geben und mit einem neuen Bild noch mal posten. Oder zum Beispiel einen alten Karussellpost zu einem Reel machen. Mit etwas Kreativität fällt einem ganz viel Content ein, den man nutzen kann, ohne direkt neuen erstellen zu müssen.
Du selbst bist ein Mensch, dem der Wert der Nachhaltigkeit besonders wichtig ist. Social Media hat ja häufig eher den Ruf von „Höher, schneller, weiter“. Lassen sich Social Media und Nachhaltigkeit wirklich miteinander verbinden und wenn ja, wie kann das funktionieren?
Auf jeden Fall! Wie eben schon erwähnt bin ich ein riesen Fan davon, Content über verschiedene Plattformen wieder zu verwenden. Außerdem finde ich es wichtig, etwas umzudenken. Mehr Follower machen dich nicht erfolgreich, sondern mehr Kunden. Das heißt, das Ziel sollte nicht sein, möglichst viele Follower zu haben, sondern die richtigen Follower zu erreichen. Und dann ist es wichtig, Instagram als „nur“ einen Schritt in dem Marketing- und Kundendewinnungsprozess zu sehen. Also: nicht darauf konzentrieren, möglichst viele Follower zu gewinnen, sondern darauf, dass du die richtigen Menschen erreichst und für die Zusammenarbeit gewinnst.
Für manche Kunden von mir heißt das, Instagram als Tool zu nutzen, ihre Newsletterliste wachsen zu lassen – und daraus Kunden zu gewinnen. Ich persönlich nutze es zum einen für meine Newsletterliste aber hauptsächlich, um meine 0€ Events zu launchen und darüber Kunden zu gewinnen.
Nachhaltiges Instagrammarketing heißt für mich also, Content von anderen Plattformen wieder zu verwenden und Instagram effektiv in die gesamte Marketingstrategie mit einzubinden. Und es nur als Tool zu sehen! Die Anzahl deiner Follower sagt relativ wenig über dein Business aus. 😉
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Ist es denn sinnvoller nur einen Social-Media-Kanal zu betreiben, oder sollte man mit seinem Business am besten auf mehreren oder gar allen gängigen Plattformen aktiv sein?
Bloß nicht auf allen, dann ist man nur überfordert und macht keinen richtig. Zumindest nicht, wenn man am Anfang alleine durchstartet und keine Unterstützung hat. Persönlich finde ich, dass ein Social-Media-Kanal völlig ausreicht – und man zusätzlich einen Kanal nutzt, über den man volle Kontrolle hat, wie zum Beispiel einen Newsletter.
Und bei der Social Media Plattform: such dir eine aus, die dir Spaß macht und dir liegt. Sonst wird es schnell einfach nur anstrengend.
Viele meiner Kund*innen nutzen ihren Blog, um sichtbar zu werden, möchten Social Media aber ergänzend nutzen. Ist diese Kombination aus deiner Sicht empfehlenswert und wie lassen sie sich miteinander verbinden?
Die ist total super! Durch den Blog hat man schon total viel Content, den man entspannt für Instagram wiederverwenden kann – und dadurch auch noch mal neue Leute erreichen kann. Plus: man kann eine tolle Community rund um den Blog aufbauen, die sich auf Instagram dann auch austauschen kann. Über Instagram können die Leser*innen auch ein besseres Gefühl für den Menschen hinter dem Blog bekommen und sich noch verbundener zu der Person fühlen.
Zur Verbindung gibt es viele Möglichkeiten:
Man kann auf Instagram nach Themen fragen, über die man mal schreiben soll, man kann die aktuellen Blogposts in den Stories teilen – oder auch ältere, wenn sie gerade passen. Man kann noch mal individuellere Fragen zum Blogbeitrag beantworten. Man kann zeigen, wie man das, was man im Blog anpreist, selber im Alltag umsetzt, und so weiter.
Instagram und Blog ergänzen sich perfekt!
Was ich immer wieder höre ist, dass Social Media so stressig ist. Welche Tipps hast du für Selbstständige, die total gerne auf Social Media aktiv sein wollen, aber Angst vor zu viel Stress und Hektik haben?
Fangt in einem Tempo an, dass sich für euch gut anfühlt und überlegt euch, wie ihr Instagram nutzen wollt. Fangt erst einmal mit ein oder zwei Kanälen an (also z.B. Stories und Posts) und wenn das sitzt, dann könnt ihr euch an den nächsten rantasten. Und wenn es zu viel wird, dann macht eine Pause! Das mache auch ich immer mal wieder. Und das ist so wichtig. Zum Beispiel logge ich mich jedes Wochenende aus meinem Arbeitsaccount aus.
Und ihr könnt natürlich auf meinem Profil vorbei schauen: Ich rede sehr offen darüber, wie ich auch mit Instagram umgehe und was ich tue, wenn es mir gerade zu viel wird. Und meine Follower*innen melden mir zurück, dass es ihnen sehr gut tut, das auch mal von einer Expertin zu hören. 😀
Wie siehst du das mit den verschiedenen Formaten? Auf Instagram heißt es ja z.B. immer wieder, dass klassische Posts im Feed nicht mehr so gut funktionieren, sondern man lieber Reels erstellen sollte. Eine Zeit lang war es auch IGTV, was als wichtig galt. Welchen Umgang mit Trends und wechselnden Formaten empfiehlst du Selbstständigen?
Ich empfehle, euch auf das zu konzentrieren, was Spaß macht. Und Instagram eher als einen Ort zum Netzwerken als einen Ort für die Kundenakquise zu sehen. Die wenigsten werden direkt von deinem Instagramaccount weg dein Angebot buchen. Eher schauen sie sich noch mal auf deinem Blog um oder melden sich für deinen Newsletter oder dein kostenloses Angebot an. Und darüber buchen sie dann.
Also mach Content, der dir leicht von der Hand geht, dann bleibst du eher regelmäßig und langfristig dabei und die Inhalte werden besser. Und dadurch entstehen dann Kontakte, über die auch Reichweite entstehen kann, wie z.B. bei mir und dir Sonja: wir haben über Instagram geschrieben, sind dann zusammen live gegangen und jetzt darf ich hier bei dir im Interview sein.
Wie setzt du selbst bei den vielen Möglichkeiten deine Prioritäten auf Social Media und schaffst es, den Rest auszublenden? Hast du hier einen hilfreichen Gedanken oder Tipp, den du teilen möchtest?
Meine Priorität ist das, woran ich Spaß habe, und das sind bei mir die Stories. Die sorgen bei mir auch am meisten für Interaktionen und Anmeldungen für 0€-Angebote. Stories zu machen ist mein persönliches Minimum. Dann habe ich einen Plan, der mein persönliches Optimum ist. Und in der Regel schwanke ich dazwischen immer mal wieder hin und her. Dieser Spielraum nimmt mir im Alltag enorm Druck. Außerdem lasse ich Instagram inzwischen auch gerne mal sein, wenn es mir zu viel wird. Dann gönne ich mir die Pause, um danach wieder mit frischer Energie durchstarten zu können.
Grundsätzlich empfehle ich immer, den Druck rauszunehmen. Dein Instagram-Auftritt muss nicht perfekt sein. Und dass die Kapazitäten und Kreativität für Instagram schwanken ist völlig normal. Geh da einfach mit und gönn dir die regelmäßigen Pausen.
Vielen Dank für das Interview, Paula!
Mehr über Paula und ihre Arbeit als Expertin für Social-Media-Marketing findest du auf ihrer Website: https://www.paulaletrah.de/ oder auf ihrem Instagram-Kanal: Instagram. Schau doch gerne mal bei ihr vorbei!