2014 machte ich mich nebenberuflich, 2016 dann komplett selbstständig. Seitdem ist einiges passiert. Äußerlich, aber vor allem auch innerlich. Welche Sätze oder auch Tipps ich meinem jüngeren Gründerinnen-Ich gerne geben würde, damit sie sich nicht immer so einen Kopf macht, habe ich in diesem Artikel aufgeschrieben. Vielleicht ist ja auch der eine oder andere hilfreiche Satz für dich dabei.
Inhalt:
- 1 Und alle sagen: Selbstständigkeit ist Persönlichkeitsentwicklung…
- 2 Was ich meinem Gründerinnen-Ich am Start der Selbstständigkeit mitgeben würde
- 2.1 Tipp 1: Setze und wahre deine Grenzen
- 2.2 Tipp 2: Wenn es sich nicht gut anfühlt, mach es nicht!
- 2.3 Tipp 3: Investiere in dein eigenes Business, arbeite nicht nur Aufträge ab!
- 2.4
- 2.5 Tipp 4: Kreiere Angebote, die du liebst und gerne verkaufst
- 2.6 Tipp 5: Mach dir bewusst: Du siehst nur die Bühne der anderen, nie deren (General-)Proben!
- 2.7 Tipp 6: Hab Vertrauen! Der Weg zeigt sich im Gehen!
- 2.8 Tipp 7: Es ist okay, immer sowohl Lehrende als auch Lernende zu sein; du musst und kannst nicht alles wissen.
- 2.9 Tipp 8: Zeig deine besonderen Facetten, denn genau die machen dich aus!
- 2.10 Tipp 9: Mach die Verantwortung anderer nicht zu deiner.
- 2.11
- 2.12 Tipp 10: Veränderung ist normal. Veränderung ist gut. Veränderung ist die einzige Konstante.
- 2.13 Tipp 11: Du bist deine wichtigste Ressource!
- 3 Was würdest du deinem Gründer*innen-Ich sagen?
Und alle sagen: Selbstständigkeit ist Persönlichkeitsentwicklung…
… und haben vollkommen recht. 😉 Im Ernst: So abgedroschen das klingt, aber es stimmt einfach auch. Klar, es gibt viele Dinge, die uns persönlich wachsen lassen: Kinder haben zum Beispiel empfinde ich als riesengroßes Lernfeld, nicht nur für die Kinder, sondern gerade für uns Erwachsene. Aber ein eigenes Business verlangt von dir auch Wachstum, Bereitschaft hinzusehen, deine Themen wahrzunehmen und Entscheidungen zu treffen. Verstecken und aussitzen klappt als Selbstständige einfach nicht auf Dauer.
Heute gibt es so einige Sätze, die ich meinem jüngeren Gründerinnen-Ich gerne sagen würde, damit sie sich nicht immer so einen Kopf macht (In fünf Jahren gibt’s dann sicher weitere, die ich JETZT gut gebrauchen könnte ;-)). Falls du gerade in der Gründung steckst, helfen sie vielleicht auch dir weiter. Und wenn du schon weiter bist und auch den einen oder anderen Tipp an dein jüngeres Gründer*innen-Ich hast, lass uns zusammenlegen und teile sie gerne in den Kommentaren.
Was ich meinem Gründerinnen-Ich am Start der Selbstständigkeit mitgeben würde
Legen wir also los. Hier kommen die elf Tipps an mein jüngeres Ich, das am Anfang seiner Selbstständigkeit steht.
Tipp 1: Setze und wahre deine Grenzen
Lass mich ganz ehrlich zu dir sein: Ich hatte zu Beginn meiner Selbstständigkeit sehr wenige Grenzen, weil ich sie permanent mit dem Glauben an „Das ist eben guter Kundenservice“ verschoben habe. Ich habe also:
- Telefonate abends und am Wochenende geführt
- Immer noch schnell einen Zusatzauftrag angenommen, weil es eilte
- Das Verschieben oder auch komplette Absagen fest vereinbarter Projekte (und des damit verbundenen Umsatzes) klaglos hingenommen, weil das ja mal passieren kann
- Ausnahmen und Verzögerungen und Sonderpreise und dies und das gemacht
Kurzum: Ich habe meine Grenzen überhaupt nicht gesetzt. Mit der Folge, mich selbst immer wieder zu vergessen, hier noch was zu machen, dort noch schnell einzuspringen. Heute weiß ich, dass diese Grenzen elementar wichtig sind und zwar für beide Seiten: Arbeiten auf Augenhöhe funktioniert nur, wenn klar ist, wo die Grenzen des anderen sind und was man auch gegenseitig voneinander erwarten kann und was nicht.
Status quo: Ich bin schon deutlich besser darin geworden, Grenzen zu setzen und zu verteidigen. Ab und zu spielt die Angst dafür abgelehnt zu werden noch mit rein und ich komme ins Wanken, denn es ist so viel leichter die eigene Grenze zurückzunehmen, als einem anderen ein Stoppschild vorzuhalten. Ich werde schon auch gerne gemocht, aber eben nicht mehr um jeden Preis. 😉
Tipp 2: Wenn es sich nicht gut anfühlt, mach es nicht!
Durch meine Weiterbildungen im Human Design ist dieser Punkt nochmal mehr in den Fokus gerückt, aber auch davor wurde Freude schon eine riesenroße KPI (Erfolgskennzahl) in meinem Business, wie ich hier im Jahresrückblick 2020 bereits schrieb. Rückblickend bin ich wirklich immer schlecht gefahren, wenn ich Anfragen zusagte, bei denen ich von Anfang an ein schlechtes Gefühl hatte. Natürlich muss man sich das in gewisser Hinsicht auch „erst einmal leisten können“. Wenn du gerade keine Aufträge hast und es kommt einer, zu dem du vielleicht nur zu 70 % ja sagst, dann ist das eben manchmal einfach so.
Status quo: Dadurch, dass ich mir meine eigene Marke aufgebaut habe und Kund*innen bewusst mit mir (und nicht nur mit jemandem, der meine Dienstleistung anbietet) arbeiten möchten, weil ihnen mein Ansatz gefällt, bin ich hier einen riesengroßen Sprung nach vorne gekommen. Dinge, die sich schlecht anfühlen, sage ich heute eigentlich immer ab; das ist ein großartiges Gefühl!
Tipp 3: Investiere in dein eigenes Business, arbeite nicht nur Aufträge ab!
Dass ich inzwischen so sehr der Freude und dem Bauchgefühl folgen kann, hängt extrem mit diesem Punkt zusammen. Als ich mich damals nebenberuflich selbstständig gemacht habe, war das erst einmal nur ein netter Zuverdienst, der Spaß machte. Aber ich war eben rein die Dienstleisterin, die Aufträge, wie sie eben kommen, annimmt und bearbeitet. Neinsagen ist in dieser Position zwar möglich, aber nur bedingt erfolgreich. Erst als ich meine eigene Marke, die Sichtbarkeit für mein eigenes Business aufgebaut hatte und auch kontinuierlich in mein Business investierte, hat sich das geändert. Das Investieren ins eigene Business ist so ein Gamechanger:
- Es steigert den Wert deiner eigenen Marke
- Es hilft dir konkrete Angebote zu entwickeln und nicht „ich mache alles, was gewünscht wird“
- Es erhöht dein Selbstbewusstsein
- Es gibt dir Klarheit über dein Profil und darüber, was dir eben auch nicht entspricht
- Es ermöglicht dir andere Preise anzusetzen
Diese Liste kann unendlich fortgeführt werden, es ist so so so kraftvoll, wenn du diesen Schritt gehst. Es muss auch nicht gleich das VIP-Mega-Premiumcoaching sein, sondern vielleicht erst einmal ein Programm. Aber bitte, jüngeres Gründerinnen-Ich: Investiere in dein eigenes Business!
Status quo: Ich liebe es, in mein Business zu investieren und gebe dafür einen beachtlichen Teil meines Umsatzes aus. Derzeit pro Jahr einen fünfstelligen Betrag.
Tipp 4: Kreiere Angebote, die du liebst und gerne verkaufst
Ich hatte in meinem Blogbeitrag zur klaren Positionierung vs. Everybodys-Darling-Positionierung ja schon mal erzählt, dass ich anfangs recht breit aufgestellt war. Soweit, so normal, so fangen viele an. Aber ich würde meinem jüngeren Ich heute gerne sagen, dass sie gleich darauf achten soll, dass sie auch selbst voll von ihren Angeboten überzeugt ist und diese voller Überzeugung verkauft. Vom Nutzen meiner Arbeit war ich schon immer überzeugt, aber nicht jedes Angebot, das man bei mir kaufen konnte, hatte mein vollstes Herzblut. Manche waren auch einfach da, weil die Nachfrage bestand und ich dachte, dass ich sie genau so anbieten müsste, weil das erwartet wird. Die waren dann natürlich auch gut und ich hab mein Bestes gegeben, aber der Unterschied im Verkauf ist so extrem, dass ich heute nur noch Angebote entwickle und verkaufe, von denen ich vollkommen überzeugt bin und die ich auch gerne verkaufe. Das ist natürlich ein fortlaufender Prozess und bedeutet, dass sich auch Angebote immer wieder verändern.
Status quo: Ich liebe meine Kurse und Programme „Content-Juwel“ und merke das bei jedem Launch und in jeder Mail, in der ich von ihnen erzähle. Weil sie in meinen Augen durchdacht sind und wirklich weiterhelfen können und ich mich freue, wenn jemand diese Unterstützung gebrauchen kann.
Tipp 5: Mach dir bewusst: Du siehst nur die Bühne der anderen, nie deren (General-)Proben!
Ich weiß nicht mehr, wer mir diesen Satz mal mitgegeben hat, aber ich bin unendlich dankbar dafür. Denn gerade als Anfängerin im Business habe ich mich so klein gefühlt, weil alle anderen weiter waren, erfolgreicher waren, extrovertierter waren, hübscher waren, whatever. Und sie wirkten alle so selbstbewusst und verkaufen schien bei ihnen so lockerleicht und selbstverständlich.
Heute weiß ich, dass das nicht so ist. Ich erinnere mich an so viele Gespräche, ob 1:1, in Kleingruppen oder den Austausch mit mehreren hundert Teilnehmern, in denen die Themen Selbstzweifel, Perfektionismus oder Vergleichen aufkam. Und ich lehne mich weit aus dem Fenster, aber ich bin wirklich sicher, dass alle (!) ihr Thema damit haben. Das Ding ist nur, dass wir nie die ganzen Zweifel, das Zurückhalten, das Hadern und auch mal das richtig klein fühlen und weinend im Büro sitzen der anderen sehen. Wir sehen nur deren Bühne, also den Moment, in dem sie sich überwunden haben und machen. Und dort sehen auch wir meistens viel selbstsicherer aus, als wir uns vielleicht fühlen.
Status quo: Ich kommuniziere sehr offen, dass ich Ängste und Zweifel habe. Heißt nicht, dass ich mich nicht mehr vergleiche, aber ich bin achtsam in diesem Bereich und weiß einfach, dass es ganz viel gibt, das ich nicht sehe, das aber trotzdem auch bei anderen existiert.
Tipp 6: Hab Vertrauen! Der Weg zeigt sich im Gehen!
Astrologie-Kenner vor: Ich habe einen Jungfrau-Aszendenten und das sagt an dieser Stelle vermutlich alles. 😉 Es fällt mir ziemlich schwer nicht alles zu wissen oder kontrollieren zu können. Losgehen ohne detaillierten Plan der nächsten hundert Eventualitäten ist mir also nicht direkt in die Wiege gelegt worden. Die Realität ist aber, dass meine ausgefeilten Pläne mich immer nur ein Stück weit getragen haben. Dann kam es einfach so, dass Dinge passierten, die ich vorher nicht wusste, die sich anders anfühlten, als ich vorher dachte und dass der Plan so einfach nicht mehr funktionierte.
Was ich damit sagen will: Es ist okay dir einen Plan zu machen, aber du kannst nicht alles planen, absehen und einkalkulieren. Du kannst auch nicht vermeiden, dass Dinge in der Realität anders laufen, als auf dem Papier geplant. Am Ende braucht es immer auch eines: Vertrauen, dass alles kommt, wie es soll. Und die Bereitschaft, auch ohne 100 % Gewissheit loszugehen.
Status quo: Es ist eine Herausforderung, aber ich bin schon recht gut darin geworden, trotzdem zu gehen. Nicht ganz ohne Plan, aber schon deutlich freier, als mein jüngeres Gründerinnen-Ich das tat.
Tipp 7: Es ist okay, immer sowohl Lehrende als auch Lernende zu sein; du musst und kannst nicht alles wissen.
In unserem Business sind wir die Expertinnen. Aber wo endet dein Expertenbereich und wo fangen die Themen an, in denen du kein Profi mehr bist? Früher habe ich mich immer schlecht gefühlt, wenn ich nicht auf jede irgendwo entfernt an meinen Bereich angrenzende Frage eine Antwort wusste. Heute weiß ich, dass das ganz normal ist. Ich muss nicht alles wissen, aber ich weiß, wen ich fragen kann. Ich weiß, was mein Kernthema ist, wo ich noch gut weiterhelfen kann und wo dieser Bereich langsam ausläuft. Wir sind immer Lehrende und Lernende zugleich. Ich lehre meine Kund*innen etwas, aber zugleich lerne ich von anderen Expertinnen. Völlig normal und überhaupt kein Grund, sich schlecht zu fühlen.
Status quo: Ich lerne ja glücklicherweise sehr gerne und hab mich inzwischen auch damit angefreundet, nicht auf 100 % der Fragen, die ich bekomme, eine Antwort zu kennen. Übrigens hat mir auch da das Human Design geholfen, denn die Menschen mit einem 5/1er-Profil werden wohl sehr häufig mit ganz vielseitigen Erwartungen von außen konfrontiert, die sie gar nicht unbedingt erfüllen wollen. Sie wirken aber so sehr nach Problemlöser, dass die anderen Menschen schlichtweg erwarten, sie könnten alles lösen. Als ich das zum ersten Mal hörte, war es eine riesengroße Erkenntnis, denn genauso empfinde ich das oft. Mir hilft es, mein Thema hier glasklar zu kommunizieren und auch für mich immer wieder zu definieren, was dazugehört und wo ich guten Gewissens an Dritte verweisen darf, weil es für mich nicht mehr zu meinem Bereich gehört.
Tipp 8: Zeig deine besonderen Facetten, denn genau die machen dich aus!
Ganz großes Thema für mich. Nehmen wir allein meine Poesiekarten. Was hab ich mir für Gedanken gemacht, wie das wohl rüberkommt, wenn ich im Businesskontext plötzlich anfange Gedichte zu veröffentlichen.
- Was denken die Leute?
- Nimmt man mich noch ernst?
- Verrenn ich mich da in einen romantischen Gedanken?
- Lachen sie darüber, schließlich bin ich ja kein Rilke?
Und heute? Werde ich ganz häufig genau auf diese Karten angesprochen! Bleiben genau diese Impulse bei den Menschen hängen und sie erzählen mir davon, dass sie sich erkannt fühlen, dass ihnen die Texte gut tun. Es gibt inzwischen sogar einige Coaches und Yogalehrerinnen, die ihren Kund*innen eine Karte mit nach Hause geben oder im Rahmen des Coachings eine Poesiekarte ziehen. Es ist so schön zu sehen, wie diese kleinen Texte so viel Gutes bewirken. Und inzwischen sehe ich sie als einen großen Teil, der meine Außenwirkung ausmacht. Gar nicht so sehr aus der strategischen Sicht, aber letztlich sind sie eine besondere Facette, die mich für meine Community und Kund*innen von anderen unterscheidet.
Status quo: Hier hat sich extrem viel getan! Zum Start meiner Selbstständigkeit hatte ich das Schreiben von Gedichten völlig aus den Augen verloren, erst Anfang 2018 wieder damit angefangen und dann nach etwa einem Jahr auf meinen Accounts veröffentlicht. Heute sind mir die Gedichte und Karten nicht mehr peinlich oder irgendwie mit einer Angst verbunden, was andere wohl denken, wenn.. Ich sehe so viel Gutes, was durch sie passiert, dass diese Angst komplett verschwunden ist. Natürlich ein Weg, aber ein kleiner Hinweis an mein jüngeres Gründerinnen-Ich wäre sicher wohltuend gewesen.
Tipp 9: Mach die Verantwortung anderer nicht zu deiner.
Harte Schule, wenn du ein empathischer Mensch bist, ja. Was ich damit meine ist Folgendes:
Nicht nur du als Anbieter*in hast eine Verantwortung, sondern auch deine Kund*innen. Bedeutet: Nicht nur du bist dafür zuständig, dass eine Zusammenarbeit gut laufen kann, sondern auch deine Kund*innen sind verantwortlich dafür ihren Part zu erbringen. Sei es als Coach, der die Bereitschaft und Offenheit seiner Kund*innen braucht oder als Webdesignerin, die die Infos ihrer Kund*innen benötigt, um eine Seite designen zu können. Auch in Onlinekursen, Gruppenprogrammen, einfach überall ist es wichtig, dir das bewusstzumachen. Du trägst Verantwortung für einen Teil des Erfolgs, aber nicht für den ganzen Erfolg. Und du kannst auch keine Garantie für einen bestimmten Erfolg übernehmen.
Du hast einen super Kurs, aber die Teilnehmer*innen setzen das Wissen nicht um? Klar kannst du helfen und es erleichtern, aber du kannst nicht die komplette Verantwortung auf dich nehmen. Jeder Mensch hat immer auch Eigenverantwortung und jeder Kunde ist mitverantwortlich für seinen Erfolg. Früher habe ich mich regelrecht als Versagerin gefühlt, wenn nicht jeder ans Ziel kam mit dem, was ich anbieten konnte. Hab dann ganz viel übernommen und zusätzlich gegeben und die Menschen manchmal richtig über die imaginäre Ziellinie getragen. Das geht eine Weile, ist aber enorm anstrengend und auch zermürbend. Deshalb: Achte auf deine Verantwortung und mach die anderer nicht zu deiner!
Status quo: Ich arbeite daran. 😉 Oftmals scharre ich beim kleinsten Anflug von Unsicherheit und Nicht-Umsetzen und all dem mit den Hufen und will rettend reinspringen, aber ich schaffe es doch schon ziemlich oft, das nicht zu tun. Nicht nur, um die Verantwortung nicht an mich zu reißen, sondern auch, weil ich meinen Kund*innen damit keinen Gefallen tun würde. Denn wie viel schöner ist es, wenn sie selbst etwas mit Unterstützung geschafft haben, als wenn sie nach ein paar Metern nur noch als Zaungast an der Seite standen. Unterstützung: Auf jeden Fall. Alles und vor allem die Eigenverantwortung abnehmen: Nicht mehr.
Tipp 10: Veränderung ist normal. Veränderung ist gut. Veränderung ist die einzige Konstante.
In diesem Punkt bemerke ich manchmal, wie sehr ich noch in einer Art Systemdenken festhänge. Obwohl ich ja nur fünf Jahre angestellt war, bin ich aber noch in einer Konzeptwelt aufgewachsen, in der man einmal einen Beruf lernt und dann dabei bleibt. Zumindest höchstwahrscheinlich. Am besten noch den der Eltern. 😉
Germanistik zu studieren, war da schon ziemlich abstrakt, aber nötig, nachdem ich meine Karriere als Floristin oder Gärtnerin, die den elterlichen Betrieb übernimmt, wirklich nicht weiter verfolgen wollte. Sich danach im eigenen Business aber permanent zu verändern, die Positionierung anzupassen, Dinge hinzuzunehmen und auch andere loszulassen fühlte sich tatsächlich oft falsch an. So nach „Bist du denn immer noch nicht angekommen?“ oder „Ja, nun leg dich aber auch mal fest und bleib dabei!“. Aber so funktioniert es nicht. Weder leben noch arbeiten. Wir sind alle permanent im Fluss. Ich lerne neue Dinge. Ich habe neue Ziele. Ich sehne mich nach anderen Schwerpunkten und ja, ich darf mich auch verändern. Letztlich ist Veränderung die einzige Konstante.
Status quo: Ich bin jemand, der sich langsam verändert. Ziemlich langsam. 😉 Weil ich nicht so gut darin bin, Dinge komplett umzuwerfen und alles neu zu machen. Eher Typ „Stück für Stück integrieren“. Das ist manchmal zäh, weil sich Veränderungsprozesse gefühlt ewig hinziehen, für mich aber doch auch wichtig, weil sie mich sonst überfordern würden.
Tipp 11: Du bist deine wichtigste Ressource!
Ich bin eher eine Geberin. Jemand, der gerne hilft. Der die Grenzen eher enger zieht als sie zu verteidigen. Weißt du ja schon. Aber auch wenn mein Naturell nicht unbedingt das toughe, knallhart abgrenzende ist, musste ich lernen, mich trotzdem nicht selbst zu verlieren. Denn niemand kann nur geben, auch wenn es sich gut anfühlt, geholfen zu haben. Niemand kann nur Ja sagen, auch wenn die Angst abgelehnt oder nicht mehr gemocht zu werden, ein Nein bisweilen schwierig macht.
Letztlich sind wir selbst immer unsere wichtigste Ressource und es dankt dir am Ende niemand, wenn du nicht mehr kannst, weil du dein eigenes Wohl auf dem Weg vollkommen vergessen hast.
Status quo: Auch so ein Übungsfeld, aber schon viel viel besser geworden. Ich mache keine Termine mehr zu Zeiten, die mir nicht gut tun. Ich springe, außer in wirklichen Notfällen, nicht mehr schnell noch ein; schließlich bin ich keine Notärztin, bei der es um Leben und Tod geht. Ich plane Zeit für mich ein (ausbaufähig) und achte darauf, auch mal an die Luft zu kommen und nicht nur hinterm Monitor zu versacken. 😉 Klingt jetzt so nach 3-h-Morgenroutine und dann erst mal schauen, aber so ist es nicht. Es tut sich aber allein durch das Bewusstsein dieser Tatsache, dass DU deine wichtigste Ressource bist, enorm viel.
Was würdest du deinem Gründer*innen-Ich sagen?
Letztlich sind all diese Punkte ja gut so, wie sie sind und es ist okay, dass es gedauert hat, sie zu begreifen. Hätte ich die Tipps damals gehört, hätte ich die Erfahrung ja trotzdem noch machen müssen. Vielleicht wäre es aber ein bisschen leichter gewesen und hätte weniger Zweifel gebraucht.
Genau das wünsche ich mir nun für dich. Möglicherweise kennst du ja einen der elf Punkte auch und fühlst dich nun ein bisschen bestärkter als vorher.
Lass mich in jedem Fall gerne wissen, ob der Artikel hilfreich für dich war oder gerne auch, welchen Tipp du deinem jüngeren Gründerinnen-Ich, das noch am Anfang der Selbstständigkeit steht, geben würdest. Schreib es unten in die Kommentare! 🙂
Liebe Sonja,
was bist du nur für ein Geschenk auf dieser Welt. Hab 1000 herzlichen Dank für dein Sein und deine wunderbaren, inspirierenden Worte. Es tut so gut, Geschriebenes von dir zu lesen.
Alles Liebe,
Sonja
Hallo liebe Sonja,
oh wie lieb von dir, tausend Dank für deine Worte und Wertschätzung! Ich freue mich sehr, wenn das, was ich rausgebe, andere inspiriert. 💜
Alles Liebe für dich!
Viele Grüße
Sonja
So ein schöner Artikel! Alles wahr, kann ich total unterschreiben, aber vor allem geflashed haben mich die Punkte 1 (Grenzen setzen), 9 (die Verantwortung für die Ergebnisse abgeben) und 10 (Veränderung ist integraler Bestandteil). Weil ich sie entweder auf die harte Tour gelernt habe (1, 9) oder noch immer damit hadere (10: „Jetzt könntest Du Dich doch endlich mal festlegen!“) Mir gefallen Deine klaren Aussagen und die gute Struktur des Textes. In diesen Artikel ist offensichtlich viel Hirnschmalz und Herzblut geflossen, danke für Deine klaren Worte. Liebe Grüße, Gabriele Brandhuber
Hallo Gabriele,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Ja, manche Erkenntnisse passieren auf leichtere Art und Weise, andere auf härtere. Schön, dass der Artikel hilfreich für dich ist!
Alles Liebe
Sonja