In puncto Sichtbarkeit gibt es in der Regel zwei Wünsche meiner Kund*innen: Der Weg zur Sichtbarkeit soll zu ihnen passen und sich nicht marktschreierisch anfühlen und es soll bitte auch nicht ewig dauern. Warum es auf die Frage, wie lange es mit der Sichtbarkeit dauert, trotzdem keine einheitliche Antwort gibt und welche du dir stattdessen stellen solltest, erzähle ich in diesem Artikel.
Inhalt:
Das große Missverständnis beim Thema Sichtbarkeit
Es gibt ein Missverständnis, das sich wacker hält. Nämlich das, dass man entweder sichtbar oder nicht sichtbar ist und dass man mit dem Aufbau der Sichtbarkeit irgendwann „fertig“ ist. Aber Sichtbarkeit für ein Business ist nicht vollkommen schwarz und über Nacht legt sich ein Schalter um und du stehst im hellsten Lichtkegel. Es ist ein Prozess, der immer weiter läuft und bei dem sich die Lichtverhältnisse kontinuierlich verändern. Du bist also grundsätzlich sichtbar ab dem Moment, in dem du mit deinem Business rausgehst.
- Ab dem Launch deiner Website
- Ab dem Moment, in dem du von deinem Business erzählst
- Ab dem ersten Posting auf Facebook
- Ab dem ersten Blogartikel, den du online stellst
Ja, aus dem Tiefschwarz ist dann noch kein Flutlicht geworden, aber es ist ein bisschen so, als hättest du eine Kerze angezündet. Dann zwei, dann drei und dadurch wird es immer heller. Wie lange es also gedauert hat, bis du sichtbar warst? Schwer zu sagen, denn manch einer hat dich schon im Halbdunkel erkannt, während ein anderer dich noch überhaupt nicht auf dem Schirm hat.
Sichtbarkeit ist ein Prozess
Du bist sichtbar, sobald du dich dazu entschließt, es zu sein, aber natürlich bist du es zu Beginn noch nicht für Menschenmassen, sondern für einzelne. Das ist völlig normal! Sichtbarkeit ist keine Zaubertür, durch die man hindurchschreitet und wie verwandelt als super-famous auf der anderen Seite wieder herauskommt und alle jubeln einem zu (Mini-Playback-Show-Fans, irgendwo?). Sichtbarkeit ist ein Weg, oder sagen wir wie ein Weg zu deinem Geschäft (aka Website im Online-Bereich). Sobald du den Laden öffnest (die Website online stellst), sehen andere, dass du am Markt bist. Einige andere, wohlgemerkt, noch NICHT die ganze Welt. Manche sprechen dich möglicherweise an oder blicken erst einmal mit etwas Abstand nach Feierabend ins Schaufenster, um zu gucken, was du so anbietest. Du selbst merkst an dieser Stelle noch nicht viel, wirst aber bereits wahrgenommen.
Je länger dein Laden existiert, umso mehr Menschen sehen dich, manche haben vielleicht schon von dir und deinem Laden gehört. Oder sie haben von dir gelesen, weil du über dein Business neulich einen Artikel irgendwo veröffentlicht und dort den Weg zum Geschäft beschrieben hast. Du erreichst mehr Aufmerksamkeit, je mehr Menschen dich kennen (und dein Angebot mögen) und je kontinuierlicher du zeigst, dass du da bist.
Deshalb ist es auch so wichtig, zu kommunizieren und zu sagen, was du anbietest, auch wenn du noch keine direkten Rückmeldungen bekommst. Glaub mir: Dein Facebook-Post wird gesehen, auch wenn kein einziges Like vergeben wird. Der Anteil an stillen Mitlesern (aka Schaufenster-Guckern nach Feierabend) ist enorm – gerade am Anfang.
Wann ist sichtbar sichtbar genug?
Irgendwann hast du dich etabliert. Du hast einen guten Ruf, man verbindet dich mit deinem Laden und weiß, was man bei dir bekommt. Menschen kommen regelmäßig wieder und ziehen neue Menschen an. Deine zusätzlichen Wegweiser (Blogartikel, Podcast-Folgen, Social-Media-Posts, Pinterest-Pins etc.) sorgen dafür, dass auch neue Leute zu dir kommen und frühere Kund*innen sich immer wieder an dich erinnern. Es läuft gut und du erzielst einen guten Umsatz.
Und jetzt frage ich dich: Wie lange hat es gedauert, bis du sichtbar warst?
Ewig und ratzfatz. Ab wann du für dich sichtbar genug bist, kannst nur du definieren. Und wie lange es bis dahin dauert, wird bei dir anders sein, als bei der Besitzerin des Geschäfts neben dir oder dem Betreiber des Geschäfts gegenüber.
Wovon hängt es ab, wie lange es dauert?
Die Frage „Wie lange dauert es, bis ich sichtbar bin?“ hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel davon:
- Wie groß die Nachfrage nach deinem Thema ist
- Wie klar du dein Thema kommunizierst
- Wie gut du deine einzelnen Wege (aka Reichweitenstrategien) ausgebaut hast
- Ob du eine Strategie mehrere Monate verfolgt oder jede Woche die Strategie gewechselt hast
- Mit welcher Energie du dein Thema nach außen trägst
- Welches Ziel du als „sichtbar genug“ definiert hast
Die alternative Frage zur Sichtbarkeit
Warum haben es eigentlich viele so eilig mit der Sichtbarkeit? Natürlich, weil sie genug Kund*innen anziehen wollen und genug Umsatz machen möchten. Klar und absolut logisch. Aber warum noch?
Wenn wir annehmen, dass Sichtbarkeit- und Reichweitenaufbau ein kontinuierlicher Prozess ist, beinhaltet das, dass wir auch kontinuierlich etwas für unsere Sichtbarkeit tun dürfen. Je nach Strategie kann das gleichbleibend viel sein oder am Anfang mehr und mit der Zeit weniger. Aber es wird nie Null sein. Wäre es da nicht viel sinnvoller, wir würden den Weg mit seinen Etappen ein bisschen mehr genießen? Uns nicht durchpeitschen, weil wir „endlich fertig werden wollen“, sondern die einzelnen Etappen etwas mehr würdigen? Den Wechsel von
- „Niemand kennt mich und mein Business“ zu
- „Ich hatte die ersten Zugriffe auf meine Website“ über
- „Ich hab eine Anfrage bekommen“ bis hin zu
- „Ich bekomme regelmäßig viele Anfragen“ oder gar
- „Ich kann die Anfragen nicht mehr alleine bewältigen, so viele sind es“
genießen? Vergiss diese Zaubertür und leg doch bitte dir zuliebe mal diese Schwarz-weiß-Denke ab. Sichtbar vs. nicht sichtbar gibt es doch gar nicht, sondern eben einen Status quo in diesem einen Moment. All diejenigen, die dir jetzt gerade mega sichtbar erscheinen hatten auch diesen Zeitpunkt, an dem sie ihr Business zum ersten Mal gezeigt haben und kein Mensch etwas buchte. Sie waren an der Station, als die erste Anfrage kam und dann die zehnte. Und sie kennen die anstrengende Kurve, in der man scheinbar tut und macht und gar nicht wahrgenommen wird.
Die Liaison von Zeitpunkt & Bedarf
Sei dir dessen bewusst, dass viel mehr Menschen von dir und deinem Business wissen, als du denkst. Wenn fünf bis zehn Prozent sich zeigen, indem sie deine Posts kommentieren oder dir tatsächlich mal auf den Newsletter antworten, ist das schon eine Menge. Für manche bist du seit Monaten oder gar Jahren sichtbar, bevor sie zum ersten Mal etwas kaufen. Manche wollen einfach nur deinen Weg beobachten und kaufen nie. Und wieder andere buchen sofort, wenn sie dich sehen. All das ist normal, weil immer zwei Dinge stimmen müssen: Der Bedarf an dem, was du anbietest und der Zeitpunkt. Alles, was du also tun musst, ist dranbleiben, dich möglichst klar positionieren und mit den richtigen Menschen kommunizieren. Deinen Weg weitergehen und im besten Falle den, der dir auch Spaß macht wählen, statt dich durch den durchzuquälen, den „man halt so macht“. Dann fühlt es sich nicht so extrem zehrend an und du lechzt danach „endlich fertig zu sein mit der Sichtbarkeit“, sondern kannst entspannt die begrüßen, die jetzt oder eben später mit dir arbeiten möchten. Jeden einzelnen, der dir auf dem Weg begegnet und bei dir stehenbleibt.
Wie geht es dir mit dem Aufbau deiner Sichtbarkeit? Hast du einen Weg gefunden, den du gerne gehst, oder bist du irgendwo falsch abgebogen und merkst, dass es ziemlich zehrend ist? Schreib mir gerne in die Kommentare