Der Einzigste auf dem Markt mit diesem Spitzenangebot zu sein, kann schnell dafür sorgen, dass du mutterseelenallein bist. Denn so gern wir es manchmal wollen: Der Einzigste sein geht gar nicht. Alles Wissenswerte um den weitverbreiteten Irrtum von einzigen und einzigsten Dingen, steht hier.
Es könnte so einfach sein…
In der Sprachwissenschaft gehen schon tolle Dinge vor sich: Da wird flektiert, gebeugt, gestreckt, konjugiert und dekliniert und manchmal auch kompariert. Simpel ausgedrückt wird beim Komparieren gesteigert. Das geht ganz regelmäßig, beispielsweise bei schnell, schneller, am schnellsten oder hoch, höher, am höchsten. So weit, so einfach. Auch unregelmäßige Adjektive machen hier noch gut mit und fügen sich in Positiv, Komparativ und Superlativ. Beispiel: Gut, besser, am besten oder gern, lieber, am liebsten. Geht auch noch, oder? Tja, dann kommen jetzt wohl leider die Spielverderber in der Runde zum Zug.
Quertreiber Absolutadjektiv
Leider gibt es auch unter den Adjektiven Querulanten, die jegliche Versuche sie zu steigern, unterbinden. Tot zum Beispiel. So niederschmetternd das sein mag, aber tot ist tot und der einfach nur Tote ist kein Stück lebendiger als der Tötere oder der Mausetote. Eine Steigerung ist hier nicht vorgesehen, weil sie einfach keinen Sinn macht. Tot ist tot, leer ist leer und einzig ist einzig. Auch wenn wir gerne immer der oder die Einzigste für unsere Liebsten wären, müssen wir uns damit begnügen, eben nur der oder die Einzige zu sein. Reicht aber auch aus, denn mehr geht ja nicht. Also mach dir sich nichts draus, du bist trotzdem ganz vorne mit dabei!
Weitere Absolutadjektive sind:
- voll
- leer
- lebendig
- optimal
- perfekt
- absolut
- fertig
- falsch
- mündlich
- schriftlich
- schwanger
- täglich
- total
- grün, gelb, rot etc.
- dreieckig, viereckig, fünfeckig etc.
- letzte (einzige Ausnahme: Im Kontakt mit trotzigen Dreijährigen kann auch mal die allerallerletzte Warnung erfolgen)
Aber Goethe hat doch…?!
Heureka, keine Regel ohne Ausnahme! Tatsächlich hat Goethe selbst – und der verstand durchaus viel von Sprache – gesteigert, wo es gar nicht ging. Im Faust steht doch tatsächlich:
Also bitte, was soll das nun wieder? Tatsächlich gibt es eine Situation, in der der Superlativ noch übertroffen wird. Das nennt sich dann Hyperlativ und darf immer dann eingesetzt werden, wenn du eine Verschärfung bzw. Intensivierung des verwendeten Adjektivs ausdrücken willst. Passiert in der Umgangssprache immer wieder und steht auch in offiziellen Dokumenten, beispielsweise deinem Arbeitszeugnis, in dem von vollster Zufriedenheit die Rede ist. Grammatikalisch korrekt ist das trotzdem nicht, wird aber geduldet. Immerhin lässt das für den nächsten Liebesbrief dann doch noch ein Hintertürchen, wunschgemäß der oder die Einzigste sein zu dürfen. Und verzweifelten Eltern im Nahkampf mit dem trotzigen Dreijährigen einen letzten Hoffnungsschimmer, dass die allerallerletzte Aufforderung doch noch ziehen könnte. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Komparieren!