Ohne das C-Wort überzustrapazieren, aber spätestens seit 2020/21 ist wohl jedem klar, dass das eigene Business nicht nur offline, sondern auch online sichtbar sein sollte. Doch mit der Erkenntnis kommen die Fragezeichen, denn wo bitteschön fängt man in diesem Online-Dschungel an? Lies hier, wie du dir Orientierung verschaffst, ohne im nächsten Hamsterrad zu landen.
Inhalt:
Offline oder online ist keine „Entweder-oder-Frage“ mehr
Lass uns zunächst einmal über den Begriff „Online-Sichtbarkeit“ sprechen, denn ich merke oft, dass bereits diese Formulierung für Verunsicherung sorgt. Denn online sichtbar zu werden heißt nicht, dass du ein komplettes Online-Business führen musst.
Ein Online-Business bedeutet, dass du online arbeitest. Ich zum Beispiel habe ein Online-Business, arbeite im ganzen deutschsprachigen Raum digital mit Kund*innen zusammen und mache alles, was ich anbiete, komplett online. Ich habe keinerlei Offline-Kundenkontakte, mich besuchen keine Kund*innen in meinem Geschäft oder ähnliches. Ich gewinne meine Kund*innen online UND arbeite mit ihnen online.
Möglicherweise arbeitest du auch online. Vielleicht aber auch offline. Oder eben beides. Egal, wie dein Modell aussieht: In jedem Fall lohnt es sich, online sichtbar zu werden! Auch klassische Offline-Businesses, bei denen du vor Ort mit deinen Kund*innen arbeitest, sie also z.B. in deine Praxis kommen, profitieren von Online-Sichtbarkeit. Denn auch Menschen, die aus dem Nachbarort kommen, suchen heute online nach Informationen. Auch Menschen, die über Empfehlungen oder einen ausgelegten Flyer zu dir kommen, wollen sich vielleicht vor der Anfrage ein wenig mehr über dich und deine Arbeit informieren.
Es geht also nicht mehr darum, zwischen offline und online zu entscheiden, sondern das für dich geeignete Maß an Online-Sichtbarkeit zu finden.
Wie entsteht Online-Sichtbarkeit?
Online sichtbar zu sein braucht verschiedene Komponenten. Denn „auf Instagram sein“ oder „mal eine Facebook-Seite anlegen“ ist noch keine Online-Sichtbarkeit. Auch wenn das manchmal so klingt und du vielleicht hier und da hörst, wie wichtig es ist, auf dieser oder jener Plattform zu sein. Letztlich sind Kanäle wie Facebook oder Instagram aber einzelne Puzzleteile. Für eine wirklich stabile Online-Sichtbarkeit brauchst du mehrere Teile, die ineinandergreifen. Klingt jetzt komplex, ist aber ganz logisch und auch gar nicht so kompliziert.
Ich empfehle meinen Kund*innen folgende Elemente, wenn sie online sichtbar werden möchten:
Eine klare Positionierung und ein wertvolles Angebot
Offline wie online braucht jedes Business natürlich ein Angebot, das Menschen haben möchten. Online ist es besonders wichtig, dass dieses Angebot klar und verständlich formuliert wird, weil die Onlinewelt zum einen einfach schon sehr voll ist. Außerdem verhalten sich Menschen online anders als offline. Das Lesen am Bildschirm ist anstrengend, unser Geduldsfaden kürzer. Wir wünschen uns also schneller relevante Informationen und sind nicht so sehr im Flaniermodus, wie beim Bummel durch die Stadt. Bevor du also online startest und deine Sichtbarkeit aufbauen möchtest, lohnt sich die Arbeit an einer klaren Kernaussage. Auf ihr baut dein gesamtes Marketing auf und sie sorgt dafür, dass du schnell richtig verstanden wirst.
Eine überzeugende Website
Deine Website ist wie dein Online-Ladengeschäft, dein digitales Schaufenster. Dort geht es darum, deine Arbeit vorzustellen, dich als Person hinter deinem Business zu zeigen und aus Informationssuchenden Kund*innen zu machen. Und zwar egal, ob sie über einen Offline-Weg („Meine Nachbarin hat dich empfohlen!“) oder über einen Online-Weg („Ich hab einen Blogartikel von dir gelesen!“) zu dir kommen. Wichtig: Eine Website hat die Aufgabe aus Websitebesucher*innen Kund*innen zu machen. Sie hat noch nicht vorrangig den Job genug Menschen zu dir zu bringen. Wenn die Website alleine online ist, bist du zwar online präsent, aber realistisch betrachtet noch nicht sehr sichtbar.
Kann ich nicht auch ohne Website online gehen?
Es gibt Unternehmen und Selbstständige, die nur auf Facebook oder Instagram vertreten sind und keine eigene Website haben. Das ist grundsätzlich möglich, aber aus meiner Sicht nicht die beste Wahl. Zumindest langfristig nicht. Denn im Gegensatz zu einem Social-Media-Kanal gehört die Website dir selbst. Du entscheidest dort, was und wie viel du veröffentlichst und welche Inhalte die Websitebesucher*innen sehen. Auf Facebook entscheidet der Algorithmus darüber, wie viele der Follower*innen deiner Seite welche Inhalte angezeigt bekommen. Das sind einfach die Spielregeln dort und ist auch in Ordnung, aber als einzige Online-Präsenz aus meiner Sicht deshalb nicht so sinnvoll.
Eine Plattform für deinen Expertenstatus
Klingt jetzt sehr hochgestochen, meint aber letztlich nur, dass du eine Plattform für dein Wissen brauchst, denn Online-Sichtbarkeit funktioniert über hilfreiche Inhalte. Eine Expertenplattform kann zum Beispiel dein Blog sein, aber auch ein Podcast o.ä. Ziel dieser Plattform ist es, das Vertrauen in dich und deine Expertise innerhalb deines Themas zu stärken. Nehmen wir mal an, du bist Coach für berufliche Transformation und hast einen Blogartikel über typische Hindernisse bei der beruflichen Veränderung geschrieben. Bei wem, glaubst du, fällt es Menschen in beruflichen Veränderungssituationen, leichter eine Anfrage abzusenden? Bei dir, die du bereits einen Blogartikel zum Thema hast und damit zeigst, dass du dich mit diesem Thema auseinandersetzt? Oder bei jemandem, der außer der Bezeichnung „Coach für berufliche Transformation“ nichts veröffentlicht hat?
Ich empfehle einen Blog, den du direkt auf deiner Website einbinden kannst.
Einen bis mehrere Reichweitenwege
So ein Blog kann mit entsprechender Suchmaschinenoptimierung auch dafür sorgen, dass deine Website generell besser gefunden wird. Dadurch kommen nicht nur Menschen, die eh schon von dir wissen zu dir, sondern auch solche, die sich für dein Thema interessieren, von dir aber noch nie etwas gehört haben. Suchmaschinenoptimierung für Google wäre also ein Reichweitenweg (ein Weg, um mehr Menschen zu dir zu lenken). Aber es ist nicht der einzige. Du kannst auch Social-Media-Marketing betreiben oder über E-Mail-Marketing nachdenken. Wichtig: Wähle gerade zu Beginn lieber weniger Wege aus und bau diese dafür solide aus. Das bringt dir mehr, als auf allen Hochzeiten zu tanzen.
Aber alle sagen, dass was anderes wichtig ist!
Nun ist dir vielleicht schon passiert, dass du mit ganz unterschiedlichen Empfehlungen konfrontiert wurdest:
- Anbieter A sagt dir: „Mach Instagram! Es kann dir helfen schnell eine tolle Reichweite aufzubauen.“
- Anbieterin B ruft dir zu: „SUCHMASCHINENOPTIMIERUNG!!! Ohne SEO wird deine Website nicht gefunden und es wird verdammt schwer Kund*innen zu erreichen.“
- Anbieter C sagt dir: „Mit Pinterest bekommst du endlich echte Ergebnisse! Ohne Social-Media-Stress!“
Und du zuckst nur mit den Schultern und denkst doch lieber über den guten alten Flyer nach, den du doch in der Volkshochschule auslegen könntest…
Aber keine Panik! All diese Tipps sind okay und auch nicht falsch. Das Problem aber: Es sind jeweils Puzzleteile eines ganzen Systems und das System läuft nicht mit einem Einzelteil. Nicht der Fehler derjenigen, die das empfehlen und nicht deiner, aber das musst du einfach wissen. Sieh mal in der Liste oben nach, dann merkst du, was in solchen Fällen passiert: Sowohl Instagram, als auch Pinterest oder Suchmaschinenoptimierung sind mögliche Reichweitenwege. Sie sind aber noch kein komplettes System, um online sichtbar zu werden, sondern TEILE des Systems.
Konkret:
Ohne klares und verständlich formuliertes Angebot, kannst du 10.000 Follower*innen auf Instagram haben und bist trotzdem frustriert ohne Ende. Denn egal ob 5 Leute nicht verstehen, was du machst oder 10.000, das Ergebnis ist gleich: Nämlich kein Ergebnis.
Es ist am Ende egal, ob du nun Typ Insta, Typ Facebook, Typ SEO, Typ E-Mail-Marketing, Typ LinkedIn oder was auch immer bist: Das wirklich entscheidende ist, dass du ein System aufbaust, das zu dir passt und das alle entscheidenden Teile beinhaltet. Dass die Basis steht (deine Positionierung und dein Angebot, klar und verständlich nachlesbar), bevor du Reichweitenwege baust.
Aber du sagtest doch „hamsterradfrei“?!
Klingt trotzdem nach viel? Ja, möglicherweise. Die allermeiste Zeit– das beobachte ich immer wieder – geht aber dafür drauf, dass Menschen immer wieder neue Reichweitenwege anfangen und nicht dranbleiben. An dieser einen Stelle des Systems wird unglaublich viel Zeit und Geld investiert, ohne einmal eine passende eigene Reichweitenstrategie zu erarbeiten. Die einen sagten doch, ohne Facebook-Seite läuft nix und die anderen haben auf Freebies und Newsletter geschworen und du hats ganz fleißig auf alle gehört und alles so ein bisschen gemacht…
Der Effekt: Du baust und baust und baust und hast am Ende 20 halbfertige Wege. Du hast an einem Ende des Systems all deine Zeit investiert und wunderst dich, warum das Ding denn nicht läuft.
Das größte Problem an den Reichweitenwegen ist aber nicht, dass sie nicht funktionieren, sondern dass wir Wunder von ihnen erwarten, ohne bereit sind, kontinuierlich dranzubleiben.
Dann sind wir frustriert und springen auf das Next Shiny Object, weil wir nach:
- Drei Wochen noch nicht auf Seite 1 ranken
- Einem Monat noch keinen Kunden über Pinterest gewonnen haben
- Nach vier Postings immer noch bei zehn Follower*innen stehen
Und online nur Arbeit macht, aber keine Ergebnisse bringt.
Deshalb mein Tipp: Vergiss die anderen Teile des Systems nicht und gib deinem gewählten Weg die Chance, zu funktionieren. Indem du dir und ihm Zeit gibst. Indem du deinen Weg stabilisierst, bevor du ihn frustrierst einreißt und lieber den zehnten neuen baust, weil irgendwer sagt, der sei noooch besser und schneller.
Online-System oder Puzzleteile?
Hast du schon alle Teile deines Systems zusammen? Hast du ein klar formuliertes Angebot, dessen Nutzen deine Wunschkund*innen auch erkennen können? Hast du eine Website mit einer klaren Nutzerführung, die die Menschen vom ersten Lesen bis zur abgeschickten Anfrage führt und begleitet? Wenn ja, dann schau mal, welcher der vielen Reichweitenwege sich für dich eignet, z.B:
– SEO für Google: Sorge mithilfe relevanter Inhalte und passender Keywords dafür, dass deine Inhalte besser gefunden werden
– Social Media: Baue dir eine Community auf, die sich für dein Thema interessiert und mache sie zu Kund*innen
– E-Mail-Marketing: Lade Menschen in deinen Newsletter ein und gewinne sie, sobald Zeitpunkt und Bedarf passen, als Kund*innen
– Pinterest: Erhöhe deine Reichweite mithilfe der visuellen Suchmaschine Pinterest
Diese vier sind Beispiele, die sich hervorragend für Menschen eignen, die nicht so sehr in die erste Reihe wollen und lieber mit ihrer Kompetenz und Persönlichkeit als mit Privatleben und Omnipräsenz überzeugen. Auch hier: Du musst nicht alle vier nehmen, sondern darfst wählen
Wie steht es um dein Online-System? Sind schon alle Teile da oder suchst du noch nach einem Bindeglied? Hast du eine Frage dazu? Lass es mich gerne wissen.