Im Marketing heißt es ja immer, du sollst möglichst nur eine Zielgruppe ansprechen. Was aber, wenn deine Zielgruppe sich einfach nicht mit den gängigen Methoden greifen lässt und du gerade die Vielfalt der Themen und das ganzheitliche Arbeiten liebst? In diesem Artikel zeige ich dir, wie du trotzdem verstanden wirst, ohne übersehen zu werden.
Inhalt:
Vom Problem alle erreichen zu wollen
Zunächst einmal: Atme einmal tief durch und entspann dich! Ich weiß, dass alle sagen, du sollst nur eine Zielgruppe ansprechen. Und ja, sie tun das aus gutem Grund, denn tatsächlich ist es schwierig jemanden zu erreichen, wenn du alle und jeden ansprichst.
Stell dir mal vor, du stehst am Rande eines überfüllten Spielplatzes und möchtest deiner Tochter ein Eis anbieten. Der Spielplatz ist krachend voll, die Kinder toben umher, rufen, singen, schreien und haben sichtlich Spaß. Was passiert nun, wenn du am Rande dieses Spielplatzes stehst und sagst „Möchtest du ein Eis?“
Vermutlich nichts.
Weil dich niemand hört.
Weil das Drumherum so extrem laut ist, dass dein gutes Angebot allein nicht ausreicht.
Wer ist dieser „Du“, den du da meinst? Und woher soll er oder sie wissen, wen du mit „du“ meinst?
Rufst du stattdessen konkret „Julia, möchtest du ein Eis?“ passiert Folgendes:
Weil du Julia direkt ansprichst, reagiert sie. Sie fühlt sich gemeint und nimmt dich wahr. Und das Beste: Auch die Kinder um Julia herum (nein, nicht der ganze Spielplatz, aber eben ein Teil der Kinder) bemerken dich und finden dein Angebot möglicherweise auch interessant.
Du hast also mehrere erreicht, die dein Angebot annehmen möchten. Im Vergleich zu keinerlei Reaktion, als du ins Leere (sprich einfach so auf gut Glück in den Raum) kommuniziert hast.
So wie auf diesem Spielplatz ist es auch mit deiner Zielgruppe online. Die Onlinewelt ist zu laut, zu schnell und zu überfüllt, als dass dich deine Zielgruppe einfach so wahrnimmt. Du brauchst eine zielgerichtete Kommunikation.
Stopp! Bevor du jetzt wegklickst, weil du befürchtest, dass ich wieder nur jemand bin, der dich in eine unangenehm enge Nische pressen will, lies bitte weiter. Denn du kannst zielgerichtet kommunizieren, ohne dich komplett zu begrenzen.
Klar kommunizieren und Vielseitigkeit behalten
Es ist okay, wenn du deine Vielfalt liebst.
Es ist okay, wenn du mit unterschiedlichen Menschen arbeiten möchtest und keine Lust darauf hast dir ein künstliches Gerüst aus soziodemographischen Merkmalen aufzubauen. So in Richtung „Frauen zwischen 35 und 47,5 Jahren, die beruflich unglücklich sind“. Möglicherweise sind es auch Männer, die in einer Beziehungskrise stecken oder Rentner*innen, die endlich ihr eigenes Ding machen wollen.
Es ist okay mit all diesen Menschen zu arbeiten.
An ganz unterschiedlichen Themen.
Einverstanden?
Okay, dann lass uns nun einen Schritt weitergehen.
Wahre Bedürfnisse statt konstruierte Bilder
Wir streichen den Begriff Begrenzung nun mal komplett weg. Denn Begrenzung fühlt sich gerade für ganzheitlich aufgestellte Unternehmer*innen oft eng und steif an. Unangenehm. So nach „will ich nicht haben“. Musst du auch nicht. Wir behalten deine ganze Weite und deine Vielseitigkeit, aber lenken sie in eine Richtung. Wie geht das? Indem du einen Fokus statt einer Begrenzung wählst.
Zu dir können all diese Menschen kommen?
- Berufsanfänger, die ihren beruflichen Einstieg suchen
- Frauen, die nach einer Trennung in ihren Alltag finden möchten
- Männer, die mit Job und Privatleben chronisch unzufrieden sind
- Frauen, die im Job frustriert sind und sich jeden Tag ins Büro schleppen
Und du kannst all diesen Menschen weiterhelfen, weil du zum Beispiel ein ganzheitlich arbeitender Coach bist? Wunderbar, was für ein Geschenk!
Trotzdem – erinnere dich an den Spielplatz – wird sich vermutlich kein einziger dieser Menschen angesprochen fühlen, wenn du dich hinstellst und sagst „Ich bin ganzheitlicher Coach und unterstütze Frauen und Männer im Job und im Privatleben bei allen möglichen Themen.“ Das wirkt leider beliebig und nicht sehr vielversprechend. Wenn du dich so breit aufstellst, erkennen sie nicht den großen Nutzen, den deine Arbeit hat.
Vom Zielgruppen-Allerlei zur konkreten Ansprache
Frage dich deshalb: Welches gemeinsame Bedürfnis haben all diese Menschen?“
- Warum sucht der Berufsanfänger seinen Weg? Was erhofft er sich?
- Wie möchte die Frau nach der Trennung in ihrem Alltag erleben?
- Was will der chronisch unzufriedene Mann statt seiner Unzufriedenheit haben?
- Wonach sehnt sich die jobfrustrierte Frau?
Auf den ersten Blick suchen sie eben eine erste Stelle, ein gutes Single-Leben, mehr Zufriedenheit und einen besseren Job. Aber was steht über diesen beispielhaften Wünschen? Welches gemeinsame Bedürfnis teilen sie?
Zum Beispiel könnte ein gemeinsames Bedürfnis sein, dass sie sich
- freier fühlen möchten
- ihren Alltag wieder genießen möchten
- usw.
Auch, wenn sie grundsätzlich ganz unterschiedliche Dinge wollen, gibt es eine Sache, die sie teilen. Wenn du diese eine Sache ansprichst, dieses quasi übergeordnete Bedürfnis, erreichst du sie deutlich besser. Und das, obwohl ihre Themen gleich bleiben dürfen. Obwohl sie Männer oder Frauen oder Angehörige eines anderen Geschlechts sein können. Obwohl sie mit beruflichen oder privaten Themen zu dir kommen.
Wie viel mehr fühlst du dich gemeint, wenn ich dir sage, dass ich „Menschen mit dem Wunsch nach einer Veränderung helfe, sich in ihrem Alltag freier zu fühlen“, als wenn ich „jeden mit jedem Thema“ adressiere?
Wie viel konkreter kannst du formulieren, wenn du einen solchen Fokus hast?
Also statt
Zielgruppe: eigentlich jeder mit jedem Thema in jeder Lebenssituation
Zielgruppendefinition mit Fokus: Menschen mit dem Wunsch nach einer Veränderung, die sich im Alltag freier fühlen möchten
Umsetzungstipps für deine Zielgruppenansprache
Es ist also völlig okay, dass die Menschen mit unterschiedlichen Themen zu dir kommen und du mit ihnen arbeitest und nicht alle jenseits von Thema xy ablehnst. Es ist fantastisch, vielseitig und ganzheitlich aufgestellt zu sein, wenn das mehr dir entspricht. Wenn du diesen Fokus einmal erarbeitest und in deiner Kommunikation berücksichtigst, erreichst du diese Menschen trotzdem und gehst nicht in der übervollen Onlinewelt unter.
Du kannst diesen Fokus an allen nur denkbaren Stellen deiner Online-Kommunikation nutzen:
- Kommuniziere in deinem Elevator Pitch das übergeordnete Bedürfnis
- Sprich in deinen Angebotstexten eine klare Transformation zur Erfüllung dieses Bedürfnisses an.
- Veröffentliche Blogartikel und Social-Media-Beiträge zu deinem Fokusthema und passenden Unterthemen (zum Beispiel verschiedenen Bedürfnissen unterhalb deines Dachs)
Und genieß deine Vielseitigkeit und die bunten Themen, die das Leben so mit sich bringt.
Gehörst du auch zu den eher breit aufgestellten Anbieter*innen und hat dir dieser Artikel geholfen? Ich freu mich von dir in den Kommentaren zu lesen.
Danke Dir, liebe Sonja. Sehr wichtig und aufschlussreich. Macht mich mutiger, mich breit aufzustellen!
Liebe Grüße
Martina
Gerne, Martina. Es freut mich, dass dir der Artikel hilft. 🙂
Viele liebe Grüße
Sonja
Liebe Sonja
Vielen herzlichen Dank für deinen Artikel! Du sprichst mir so aus der Seele. Ich werde meine Texte mit deinem Input reflektieren und bin sicher, dass ich mich danach viel wohler fühlen werden.
Herzliche Grüsse
Veridiana
Hallo Veridiana,
wie schön, dass du dich in dieser Herangehensweise wiedergefunden hast. 🙂 Ich wünsche dir ganz viel Freude und Erfolg beim Reflektieren!
Liebe Grüße
Sonja
Danke für den tollen Beitrag! Eine klassische Zielgruppenanalyse ist halt nicht immer das Richtige, auch wenn sie in vielen Fällen auch unterschätzt wird.
Hallo farewell12,
danke dir für dein Feedback. 🙂 Die Zielgruppe genau zu kennen, ist schon enorm wichtig, aber es muss nicht immer anhand des klassischen Avatars erarbeitet werden. Das Wichtigste ist, dass wir wirklich wissen, wie diese Menschen sich fühlen, was sie suchen und was wir zu geben haben.
Viele liebe Grüße
Sonja